UNENDLICHER TURM


Beitrag zum Eichholzer Förderpreis der Stadt Graz von Stefan Jos, Christian Buresch, Alexander Gebetsroither

Vor der Unmöglichkeit stehend, neue Denkräume entwerfend…

Wenn sich eines Tages die Absolventen einer Architekturschule nicht in den Büros verwerten lassen, dann wird die Schule einen großen Schritt nach vorne gemacht haben.

(Luigi Snozzi)

Hintergrund

Wer oder was sind die Bauleitenden des sich schnell verändernden Architekturstudiums und wo führt dieser Umbau hin?

Technologie, Wirtschaft, Politik und Bildungsinstitutionen verändern sich rasch wobei neu entstandene Problemlagen aus diesen Entwicklungen auf lokaler bis globaler Ebene zu wenig Berücksichtigung finden. Moderne Technologien, die als Fortschritt gepriesen werden, und die immer schneller funktionierende globale Vernetzung verursachen exponentiell ansteigende Risiken. Beunruhigende Krisen mehren sich in Form von Umweltkatastrophen, durch technologische Lecks (Deep Horizon bis Fukushima), kriegerischen Interventionen in Zusammenhang mit wirtschaftlichen Interessen, (z.B. Interventionen in Kleinasien und Nordafrika) oder bezogen auf das, insgesamt infarktgefährdete, kapitalistische Wirtschaftssystem.

Der Mensch steht in der heutigen Zeit, auf dem Planeten Erde lebend, vor fundamentalen – seine Lebensgrundlage betreffend – globalen Herausforderungen, die nicht im wissenschaftlichen Elfenbeinturm oder von einigen wenigen Individuen oder Gruppierungen gelöst werden können. Die Ideologie des neoliberalen Wirtschaftssystems nach unendlichem Wachstum geht mit einem unstillbaren Hunger nach Ressourcen einher, die auf dieser Erde nur begrenzt verfügbar sind. Vergleichbar mit unkontrolliert wuchernden Krebszellen drängt dieses Prinzip hin zur völligen Ausbeutung von Mensch und Natur.

Gesundheitssystem, Sozial- und Bildungssystem somit auch Universitäten erhalten eine immer knapper werdende finanzielle Basisversorgung durch den Staat. Seine Finanzmittel sind nicht zuletzt aufgrund des finanzkräftigen Umwerbens der vielversprechenden neoliberalen Bräute trotz beinahe kontinuierlichen Wirtschaftswachstums verhältnismäßig gering gestiegen.

Ausgleichende und schützende Systeme wie Politik-, Sozial- und Bildungssystem stehen immer mehr unter Druck und werden dazu aufgefordert, sich dem Mandat des freien Marktes unterzuordnen. Die Schere von Arm und Reich wird größer. Bildungssysteme verwandeln sich stärker zu Ausbildungssystemen, die verwertbares Humankapital zur Steigerung eines wirtschaftlichen Outputs bereitstellen.

Freiräume der Bildung, des Ausprobierens und des kritischen Denkens, um außerhalb eines konkurrenzorientierten Systems Alternativen entwickeln zu können, werden immer mehr eingeengt. Die vorherrschenden Bedingungen erzeugen auch massiven Druck auf die Universitäten, der in Form des Bolognaprozesses und der Umsetzung des österreichischen Universitätsgesetzes 2002 seine praktische Umsetzung findet.

Das Studieren muss heute effizienter, vergleichbarer und schneller voran gehen. Neben der Studierendenmobilität geht es beim Bolognaprozess auch um die Herstellung von „employability“, die in Form der Bachelorabschlüsse den Verwertbarkeitsvorstellungen der Wirtschaft entgegenkommt. Die Auswirkungen der Umstrukturierung von Studienordnungen und Prüfungsmodalitäten sind auch im Architekturstudium spürbar.

Studierende haben weniger Zeit, um Auszuprobieren und Fehler zu machen oder Erfahrungen außerhalb des Studiums zu sammeln. Der Spielraum für Umwege, Zweifel oder Kritik an Inhalten des Studiums wird eng gemacht. Lange Zeit Studieren sei für das Universitätssystem nicht mehr leistbar, lautet der Grundtenor der deutschsprachigen Bildungspolitik.

Das Universitätsgesetz 2002 (UG02) steht im Zeichen der Umsetzung einer neoliberalen Verwaltungsreform, die in den 1970er Jahren als „New Public Management“ in Großbritannien von der eisernen Lady des Neoliberalismus, Margaret Thatcher initiiert wurde. In öffentlichen Institutionen, wie den Universitäten, wird mit der positiv klingenden Aussicht auf Autonomie betriebswirtschaftliches Management verstärkt gefordert. Es werden Leistungsvereinbarungen getroffen, es müssen Bildungsbilanzen vorgelegt werden und Forschungsleistungen dokumentiert werden. Die sukzessive Unterwerfung von Forschung und Lehre unter konkurrenzorientierten Marktmechanismen (nach US-amerikanischen Modell) ist die Konsequenz daraus, was der weltweiten wirtschaftlichen Krisensituation entgegenkommt.

Das rund 200 Jahre bestehende Vorbild der Humboldtschen Universität baut auf die Grundprinzipien der Freiheit von Forschung und Lehre und sieht gleichzeitig eine Gemeinschaft von Studierenden und Lehrenden/Forscherinnen auf Augenhöhe vor. Durch das UG02 und den Bolognaprozess werden Grundprinzipien universitärer Bildung über Bord geworfen (z.B. auch die Mitsprache von Studierendenvertretungen beschnitten). Die Ausrichtung des Architekturstudiums und der universitären Bildung allgemein muss im Sinne einer Gesundheit des Gesellschaftssystems viel mehr in der Verantwortung gesamtgesellschaftlicher Interessen stehen und darf sich nicht an monetär basierten, wirtschaftlichen Interessen ausrichten.

Die Entwicklung eines kritischen Geistes, der die Verhaftetheit seines Seins in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fallstricken reflektieren kann, braucht Zeit und somit auch studienstrukturelle Freiräume mit finanzieller Absicherung. Das zu frühe Einspannen junger Menschen in ökonomisch rationale Strukturiertheit, die sich im Studium der Architektur immer mehr durchsetzt, beschränkt die Fähigkeit der Menschen außerhalb von Verwertungszwecken des Wirtschaftssystems zu denken. Der Raum und die Zeit für das Entwerfen alternativer Modelle, Konzepte und Ideen fehlen. In Anbetracht komplexer gesellschaftlicher, umweltökonomischer und globaler Herausforderungen ist jedoch die Notwendigkeit des freien Raumes für die Entwicklung kritischer und wacher Menschen dringlicher als je zuvor.

Die Menschheit bewegt sich mit der derzeitigen Ausrichtung ihrer Zivilisation auf eine Kippe zu, die mehr als je zuvor die Möglichkeit eines globalen Kollapses beinhaltet. Nachhaltige Gegenmaßnahmen, sprich Handlungen, gegen die rücksichtslose Ausbeutung von Natur und Mensch bleiben aus.

Intervention

Wir fordern eine radikale Veränderung. (Radikal v. lat.: radix = Wurzel) Wir begnügen uns hier nicht damit, über innerstrukturelle Neuorganisation nachzudenken, um für isoliert betrachtete Systemebenen Lösungsvorschläge zu entwickeln. Es geht darum, dass eine materialistisch, konsumorientierte Gesellschaft sich vor der Konfrontation ihres Tuns, ihrer Unterstützung des vorherrschenden, fatalistisch dominierenden Wirtschaftssystems, nicht mehr drücken kann. Dieser Wirtschaftswahnsinn muss aufhören. Untätig zuschauen bis es zu spät ist, ist für uns keine Option. Das menschliche Verhalten, durch „aus den Augen aus dem Sinn“ Probleme zu vergessen und zu verdrängen darf nicht mehr funktionieren.

Ein unendlicher Turm – auf dem Dach des Architekturstudiums – hält den Menschen einen Spiegel der Möglichkeit ihres unausweichlichen Kollapses vor Augen. Der unendliche Turm soll unerreichbar als die unschlagbare Superlative seiner Art in die Höhe ragen. Er wird einem neoliberalen Riesen gleichen, der nicht aufhört, Hunger zu haben.

Das Bauprojekt verschlingt unendlich viele Ressourcen. Er bringt die Umstände des ökonomischen Ausrichtung mit dem Streben nach unendlichem Wachstum klar zum Vorschein. Die Menschen, die dieses Bauprojekt mit verfolgen, lehnen sich zuerst gegen das widersinnige Vorhaben auf. Der Turm wird das Zentrum von heftigen Protesten und zu einem zentralen Versammlungspunkt, der Menschen aus verschiedenen Ländern und Regionen der Welt anzieht. Der Turmbau geht trotz dieses Widerstandes gegen seine Realisierung weiter.

Mit zunehmender Größe steigt die Antizipation der Gefahr, der nicht unendlich bezwingbaren Gravitationskraft. Mit wachsender Höhe des unendlich aufstrebenden Turms kommt in der Bevölkerung neben Protest und Widerstandsbewegungen auch die Furcht auf, dass der Turm unkontrolliert umstürzt. Jeder und Jede ist von der Gefahr betroffen, da weder die Richtung des Umsturzes, noch die Ausmaße und Reichweite der Zerstörung eingeschätzt werden können.

Der Turm ist in dieser Phase zu einem ständig präsenten Monument geworden, das über Landesgrenzen hinweg sichtbar ist. Die Radikalität des Baus und seine Unhaltbarkeit werden weltweit thematisiert. Die Menschen können sich der Konfrontation des vertikal aufstrebenden Baus nicht entziehen. Die Macht und Kraft der Architektur liegt in der existentiellen Rührung des Menschen, der er in der Wahrnehmung unterworfen ist und die er nur zu einem Bruchteil in verbalisierter Form explizieren kann. Durch diese Kraft findet ein Erkenntnisprozess und eine Erweiterung des Bewusstseins statt.

Diskussionen und Wahrnehmungen des monumentalen Werkes beginnen sich zu verändern. Die Analogie, die der unendliche Turm durch Verschwendung, Wachstum und Druck zum Wirtschaftssystem darstellt, verankert sich im Bewusstsein der Menschen. Die materialisierte Vergegenwärtigung des wahnsinnigen Tuns, das auf nachfolgende Generationen keine Rücksicht nimmt, mündet in ein Umdenken. Die Menschen verstehen, dass sie in der Illusion eines unbegrenzten Wachstums gelebt haben.

Dieser Bewusstwerdungsprozess wandelt die Menschen in ihrer Haltung, die gegen den Turm gerichtet war. Sie sehen, dass sie im Grunde gegen sinnlose Verschwendung gekämpft haben. Dass sie gegen eine selbstverherrlichende Phallusarchitektur sind, die über ein kurzsichtiges Prestigedenken nicht hinausgeht. Dass dieser unendliche Turm in der Lage ist, den Spiegel vorzuhalten: ein vertikal aufstrebendes Monstrum, das ihren wirtschaftlich dominierten Gesellschaften gleicht und nur ein unvorstellbares Ausmaß an Zerstörung zur Folge haben kann.

Der Turm wird zum Symbol des Wandels, weg vom Monument eines äußeren Zustandes, hin zum Zeichen der dem Leben und der Gesellschaft innewohnenden Monumentalität. Er wird zum Zentrum eines fieberhaften Arbeitens an neuen Modellen für Politik, Ökonomie, Bildung und Ausbildung, der ökologischen Nachhaltigkeit, der Etablierung von sozialer Gerechtigkeit usw. Der unendliche Turm zieht Menschen mit unterschiedlichen Berufen, aus verschiedenen sozialen Schichten und Regionen an, die angesteckt werden vom Drang, aus ihrer Ohnmachtshaltung auszusteigen und sich aktiv an einer Bewältigung dieser durch den Turm symbolisierten, eklatanten Krise zu beteiligen.

Der Druck, der auf der alten Schule der Architektur gelastet hat, wird durch die direkte Bewusstwerdung der Unterworfenheit unter wirtschaftliches Diktat, sichtbar. Der Realisationsprozess führt zur Öffnung für alternative Ideen, die in die Gründung einer neuen freien Schule der Architektur münden.

Das große Umdenken der Menschen hat eine Befreiung aus einem kollektiven, kapitalistisch überformten Bewusstsein zur Folge, was plötzlich ungeahnte Handlungsmöglichkeiten zur Lösung von Problemen zulässt. Die Vielfalt der Möglichkeiten Architektur zu denken, nimmt explosionsartig zu. Es lassen sich Projekte, Utopien und Visionen realisieren, die zu schichtunspezifischen Revolutionen in der Schaffung von Stadt-, Wohn-, Erholungs-, Kulturräumen usw. führen. Der unendliche Turm wird zum Ort der Hoffnung für eine angstfreie Zukunft, in der die Menschen eine Sicherung ihrer Existenzbedürfnisse erfahren und darüber hinaus ein globales Verantwortungsbewusstsein aufbauen und einem vernünftigen, selbstbestimmten Leben nachgehen können.

Architektur einmal mehr als kultureller Akt, als Ausdruck und Impuls der Veränderung, einer zu neuen Zielen aufbrechenden Menschheit.

© Stefan Jos, Christian Buresch, Alexander Gebetsroither


THE ART OF DOING NOTHING


Beitrag zum Eichholzer Förderpreis der Stadt Graz von Andreas Draxl

Ein Semester brauchte ich um die Waffe und das Kostüm herzustellen. Es war nicht nötig mein Vorhaben zu verschleiern. Ich belegte unterschiedliche Wahlfächer die es mir erlaubten meine Utensilien ohne viel Aufmerksamkeit anzufertigen. Insgesamt konnte ich mir dadurch 15 Semesterwochenstunden mühelos aneignen.

Heute Morgen, auf dem Weg zur Korrektur war ich bereits kostümiert, mit meiner Waffe am Gürtel und mit meiner Maske unter dem Arm begegnete ich einigen Studenten die durch den Flur flanierten. Ich hörte im Vorbeigehen wie zwei Mädchen tuschelten: „Der geht sicher zu Künstlerische Gestaltung 2…“

In meiner Robe saß ich nun da und wartete auf meinen Auftritt

Ich war im Auge eines Sturms, traumatisiert von dieser korrupten Fakultät, schlüpfte ich nun in den Anzug. Ich wurde nun zum Schwarzen Rächer. Ich war das Gespenst. Ich war das verdrängte schlechte Gewissen und wurde nun zum Bewusstsein dieser Fakultät.

Ich erinnere mich an meine Anfangszeit. Ich habe daran geglaubt, als Prof. DI Udo Berghirsch in seiner ersten Vorlesung über die Werkzeuge des Architekten sprach, über die Zeit die vor uns steht, „let the force be with you…“ er liebte es Englisch zu sprechen. Er arbeitete an der Yale University und war auch in Deutschland an mehreren Universitäten aktiv. Ich habe vergessen woran er arbeitete, aber es klang sehr besonders…

Ich erinnere mich daran wie ich meine Freunde kennengelernt hatte. „Warum studierst du Architektur?“ fragte ich einen Sitznachbar: “Weil es so leicht geht. Nirgendwo sonst bekommt man die Stunden so in den Arsch geschoben, wie hier…“, Wolfgang hat 2 Semester Maschinenbau studiert, er weiß wovon er spricht. „Architektur ist eine Insel der Träumer schwebend über den Wolken lachen wir für 15 Semester auf die Leistungsgesellschaft“, kicherte eine Freundin vor sich hin, Jasmin, ich konnte sie in diesem Moment nicht ernst nehmen, sie hatte sich gerade einen Joint gedreht. „Ich will nicht mehr lernen. Ich will nicht mehr verstehen und genau das bringe ich zu Papier und berufe mich dabei auf die legendäre Grazer Schule“, sagte Herbert. Er hatte eine HTL besucht und wollte noch nicht arbeiten aber auch nicht studieren.

Eine leise Stimme riss mich aus meiner Nostalgie. Ich war schon wieder abgeschweift mit den Gedanken, während Prof DI Arch. Franz Habakuk, Prof DI Udo Elchzweig und Prof DI Arch Robert Gehpunkt über die Projektübungen meine Studienkollegen schwadronierten. Michael fragte mich: „Und was hältst du von der Präsentation?“

Ich erwiderte: „Es ist so wie immer, ein vorgetäuschter Dialog der zu einer vorgetäuschten Erkenntnis führt… Michael, hör mir zu! Hast du schon einmal versucht beim Entwerfen ein Nicht Genügend zu bekommen?“, Michael zögerte etwas mit der Antwort: „ …Wie meist du das?“ „Die können gar keinen durchfallen lassen, weil es keinerlei Grundlage für die Beurteilung gibt. Somit gibt es immer ein sicheres Aufsteigen, jeder ist ein Sieger. Unser Studium ist nicht schwierig sondern umständlich!“

Michael blickte mich an, ich sprach weiter, „Wenn jemand sagt – Nichts ist der Inhalt, sage ich – Nein! Nichts ist der Weg. Das Scheitern beginnt schon in der Aufgabenstellung! Physik, Wirtschaftlichkeit, Normen, Maßstab etc. lauter Tabus, es geht nur um die Idee Architektur. Du kannst alles und wenn du fertig bist, kannst du froh sein wenn du noch lesen und schreiben kannst! Die Hierarchie aus Semestern ist aus der Luft gegriffen. Das Architekturdiplom könnte auch im ersten Semester sein. Jedes Entwerfen ist nichts anderes als eine Modeschau der neuen Kleiderkollektion des Kaisers, und den Studierenden steht es ins Gesicht geschrieben: Sie sind nackt.

Es gibt zu viele „Lehrende“ die Nichts im Sinn haben außer sich im Ruhm einer Professur zu wälzen, wie eine Sau im Schlamm. Wer sind die Protagonisten dieser göttlichen Komödie?

Hast du ihn gesehen, ich meine sein wahres Ich? Prof. DI Arch. Franz Habakuk, legt seine Exkremente auf den Overheadprojektor, Gebäudelehre. Mit dem geringsten möglichen Aufwand im Anzug wirkt er, wie Al Pacino im Auftrag des Teufels, und seine Motto lautet: Ihr seid mir scheißegal. Pseudoprüfungen, Aufgabenstellungen vor denen selbst professionelle Märchenerzähler zurückschrecken würden.

Sieh dir Prof. DI Arch. Robert Gehpunkt an. Würde man seine Mundwinkel mit einem Lippenstift auf die Wangen verlängern, würde uns dann Batman retten?

Er gibt sich als Professor aus ist aber nicht mehr als ein Staubsaugervertreter. Mit einer Erektion präsentiert er seine Produkte, weil es ihn anmacht sich selbst sprechen zu hören. Seine Vorlesungen sind monoton wie das Summen seiner Produkte.“ Michael unterbrach mich: „ Ach hör doch auf mit deiner Schwarzmalerei. Zu Verbessern gibt es immer etwas. Im Großen und Ganzen ist Architektur zu studieren super!“

„Super? Etwas das im Ansatz schon falsch ist kann nicht verbessert werden. In einer Städtebauvorlesung habe ich mich mit der Überlegung wach gehalten, wie könnte ein Studium aussehen das ebenso absurd ist wie Architektur?“

„Ob diese fiktiven Absolventen je eine Ahnung von Zwischenmenschlichkeit und Beziehung haben werden, ist den Leitern dieser Fakultät absolut egal und liegt auch gar nicht in deren Verantwortungsbereich Hauptsache diese Institution bleibt unter dem Deckmantel der Lehre aufrecht.

Genau das ist das Problem der Architekturfakultät von heute, ein aufgeblasenes Konglomerat aus Pseudo- Lehrveranstaltungen, die einfach eine universitäre Wucherung aufrecht erhalten, die sinnlos Steuergelder frisst und massenweise Absolventen produziert die sich in ihrer Studienzeit mit der Lösung von Problemen befasst die es gar nicht gibt und somit sich selbst zum Problem machen.“

Ich fuhr fort: „Die Architekturfakultät hat nicht Tomaten auf den Augen sondern die Augen sind Tomaten! Angesichts dieser Tatsache ist es schwer zu intervenieren. Neben den fehlenden operativen Mitteln fehlt auch die Bereitschaft dieses Problem vor ihrer selbst anzuerkennen. Niemand spricht darüber. Der Blinde folgt dem blinden Hund. Die Freie Lehre als leerer Raum, kein Horizont, kein Punkt an den man sich festhalten könnte.

Diese Fakultät hat sich in eine intellektuelle Wüste verwandelt. Jede Lehrveranstaltung ist eine Oase aus Kunststoffpflanzen, Wasserflächen als gespannte Leintücher und Früchte die keine sind – Der Inhalt ist nährstofflos und giftig. Die Studierenden werden zu ziellosen Nomaden.

Und doch schaffen es einige wenige diese Wüste zu durchqueren und den Versuchungen zu widerstehen, sich diesem Unsinn bedingungslos hinzugeben, und kommen am Arbeitsmarkt an.

Und die werden von der Fakultät als Helden gefeiert. Nun treten Sie aktiv in Erscheinung – die Professoren. Sie steigen aus dem Schatten ihrer Sprösslinge hervor und brüsten sich mit ihren Leistungen.“

Michael hörte schon längst nicht mehr zu: „… das klingt interessant.“

Ich war der nächste für die Korrektur. Bevor ich meine Maske aufsetzte, lies ich meinen Blick durch den Raum gleiten.

Ich richtete mich auf und stellte mich neben mein Plakat. Jetzt wird mir jeder zuhören! Ich war entschlossen und meine Hände fuhren langsam zu meinem gelben Gürtel. Ich zog meine Waffe. Prof. Habakuk sah mich nicht einmal an. Er blickte mit verschränkten Armen auf mein Plakat. Den abgebildeten braunen länglichen Quader eruierte er als Baukörper.

Die Signalwirkung der auf ihn gerichteten Waffe hingegen, blieb aus.

„Erläutern sie mir bitte die Gedankengänge zu ihrer Formfindung ihres Projektes Herzogstuhls.“ sagte er, während er gelassen auf das Plakat starrte.

Ich beginne mit meiner Präsentation: „…Ich glaube alle hier Anwesenden sind Betrüger, ich will, dass Sie Herr Habakuk vor allen hier die Wahrheit sagen. Ich will ein Geständnis, dass diese Fakultät nichts als ein Theater ist, das Professoren mit keinerlei Arbeitsaufwand viel Geld beschert, Ich will das Sie gestehen, dass es keine Lehre gibt, hier und jetzt!“ meine Stimme war kontrolliert.

Franz Habakuk erwiderte unbeeindruckt: „Interessante Fassadengestaltung, aber der Braunton könnte bauphysikalisch bedenklich sein…“

„… Sie, Sie sind ein Betrüger“, erwiderte ich etwas perplex auf seine Antwort, „Ich will eine Lehre. Ich möchte Inhalte die ich mir aneignen kann. Ich will die Möglichkeit zu scheitern. Ich möchte, dass mein Studium anspruchsvoll ist. Wenn ich eine Frage habe will ich eine Antwort. Ich will lernen von Ihnen. Ich will, dass Sie mich streng prüfen. Ich will, dass Sie mich nicht verarschen mit Triviallehrveranstaltungen. Ich will, wenn ich fertig bin, gefragt sein, sowohl in Wirtschaft, als auch Wissenschaft, auf Grund meiner fundierten akademischen Ausbildung. Ich will Lehrende die auch lehren. Ich will keine Zeit verschwenden mit Lehrveranstaltungen die einen nicht weiterbringen. Ich will nicht basteln. Ich will lernen wie man Architekturmodelle baut. Ich will nicht malen, Ich will zeichnen lernen. Ich will mir meinen Diplomingenieur verdienen und ihn nicht geschenkt bekommen. Ich will, dass Sie bereit sind sich zu verändern…“ Ich hielt inne.

Franz Habakuk blickt auf mein Plakat und nickte abwesend. Noch immer zielte ich mit meiner Waffe auf ihn. Das archaische Lächeln von Udo Elchzweig ist wie ein Scheinwerfer auf mich gerichtet. Robert Gehpunkt blickt teilnahmslos aus dem Fenster. Die Blicke meiner Studienkollegen gleiten in sanften Amplituden durch den Raum, wie abgeschaltete Satelliten auf unsichtbaren Umlaufbahnen.

„…das ist eine gute Idee.“, erwiderte Franz Habakuk

Fassungslos sprach nur mehr meine verletzte Seele aus mir„… Wenn ich eine Kanone wäre würde ich mein Herz auf sie feuern!“, mit diesem letzten Wort drückte ich den Abzug an meiner selbst gebauten Waffe.

Anstatt des erhofften Knalls, gab es nur ein dumpfes Klicken. Meine Waffe war defekt. Nutzlos war mein Vorhaben.

In meinem Kostüm fühlte ich mich plötzlich wie ein vergessener Matrose eines evakuierten Schiffchens, aus Zeitungspapier gefaltet. Ich spüre wie sich Heck und Rumpf unweigerlich mit Wasser füllen. Der Wille diese Fakultät zu retten ertrinkt in mir.

So stehe ich da, als begossener Pudel im Kostüm einer Fledermaus. Ich stecke meine Waffe wieder an meinen Gürtel und setze mich neben Michael der erwiderte:“… ist gut gelaufen deine Präsentation.“

Robert Gehpunkt ergriff das Wort: „… Wer ist der nächste, bitte!?“

© Andreas Draxl

 Link: Plakat


Umfrage #02


Es können wieder bis zu 3 Institute gewählt werden…

 


Umfrage #01


Es sind bis zu 3 Institute wählbar.

Wähle mit!


Ergebnis Eichholzer Wettbewerb


Liebe LeserInnen, Liebe Follower,

Liebe Angehörige der Fakultät,

Sehr geehrte Damen und Herren,

Das offizelle Endergebnis für den Eichholzer Förderungspreis der Stadt Graz steht nun fest. Die Gruppe lemarewe ist stolz bei diesem Wettbewerb den 3. Platz erreicht zu haben. Wir möchten uns bei der Jury und allen Beteiligten sowie bei der Stadt Graz herzlich dafür bedanken. http://kulturserver-graz.at/kulturamt/108

Wir hoffen, dass dieser Blog zu Diskussionen angestoßen hat und möchten, dass er auch über diesen Wettbewerb hinaus weiterhin als Plattform für das Architekturstudium in Graz bestehen bleibt. Wenn sich wirklich etwas ändern soll, braucht es eine breite Beteiligung aller Betroffenen. Deswegen nochmals der Aufruf an alle, bringt euch ein, es ist Eure Fakultät es ist Dein Studium es ist Deine Arbeit.

Wir leben zwar in einer repräsentativen Demokratie, es ist aber auch erlaubt sich direkt einzubringen. Das Studium betrifft auch Dich!

In diesem Sinne, wünschen wir allen ein schönes Weihnachtsfest und ein Gutes neues Jahr 2012.

© lemarewe


ARCHITEKTUR MUSS BRENNEN, NICHT BLENDEN


von Stefanie Lang & Matthias Wild

Am Beginn des vorigen Jahrhunderts haben bedeutende Schulen mit herausragenden Größen die Bühne der Welt betreten. Einrichtungen wie die Kunstschule in Finnland von Eliel Saarinen, das Bauhaus, sowie die eigens initiierte Architekturschule von Frank L. Wright, haben durch ihr Wirken das Verständnis des Lehrens auf der Ebene der Architektur geprägt und verändert. Durch das Leben aus Gemeinschaft und dem intensiven Austausch und Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden, wurde Architektur auf einem neuen Level geschaffen. Diese direkte Wissensvermittlung führte zu einer Bewegung, einer Form von Architektur, die bis heute in den Köpfen der Architekten vorhanden ist und maßgeblich an der Entwicklung der Moderne beteiligt war. Überzeugung, Interesse und Leidenschaft hat diese Architektur, und jene, die für die Weitergabe des Wissens und der notwendigen Erfahrungswerte verantwortlich waren, geprägt.

Die Probleme im österreichischen Bildungssystem finden sich auch in der Verwirrung und dem wahren Zustand des Lehrprogrammes der Architekturfakultäten wieder.

Wir haben gelernt, dass der Austausch der Studenten untereinander, das Kommunizieren auf einer Ebene, auch mit Dozenten, und das Bestreben, gute Architektur um der Architektur Willen zu produzieren, der Sinn unserer Tätigkeit sein sollte. Es wurde das Verständnis gewonnen, dass der Bereich der Architektur nicht von der Einwirkung und dem Austausch mit dem verwandten und eng zusammenhängenden Sachgebiet der Bauingenieure getrennt werden darf. Das starke Separieren dieser Berufsgruppen hat im Laufe der Zeit dazu geführt, dass die Architekturstudenten von heute, sich nur noch auf ihre gestalterische Funktion berufen, während die Bauingenieure auf ihre Rechenkenntnisse so erpicht sind, dass die Architektur bzw. das Erforschen der Baukunst vollkommen in den Hintergrund gedrängt wird.

„So wie du bist, so sind auch deine Gebäude.“

Louis Sullivan, 1924

Für ihn waren der Mensch und die Architektur untrennbar miteinander verbunden. Wenn der Mensch untrennbar mit Architektur verbunden ist, sollte dann nicht auch der Mensch im Zentrum unserer Ausbildung stehen? Das Gebäude muss sich seinem Benutzer anpassen,

„Form follows function“

Louis Sullivan, 1896

„Etwas Unpraktisches kann nicht schön sein“

Otto Wagner, 1896

Wenn wir uns an den heutigen Bildungsstätten der Technischen Universitäten umsehen, dann müssen wir feststellen, dass die Kommunikation zwischen Studierenden und Dozenten, sowie innerhalb dieser beiden Gruppen, nicht ideal vonstatten geht. Was unter anderem auch auf die Baumasse, deren Einteilung und Gestaltung zurückzuführen ist. Es wird eine gewisse Dissonanz zwischen Unterrichtsräumlichkeiten und Unterrichtsform verspürt, wobei festgehalten werden muss, dass beide in ihrer jetzigen Form weder produktivitäts– noch kreativitätsfördernd sind.

„Wir wollen Architektur die mehr hat. Architektur, die blutet, die erschöpft, die dreht und meinetwegen bricht. Architektur, die leuchtet, die sticht, die fetzt und unter Dehnung reisst. […] Wenn sie kalt ist, dann kalt wie ein Eisblock. Wenn sie heiß ist, dann heiß wie ein Flammenflügel. Architektur muss brennen.“

Wolfgang Prix, Coop Himmelb(l)au, 1980

Die im vorangegangenen Zitat erwähnte Forderung nach extremer und vielfältiger Architektur setzt eine gewisse Form der Wissensvermittlung, wie sie auch im Fall der Eingangs erwähnten Architekturschulen praktiziert wurde, voraus. Der Gedanke des Zitats ging insofern verloren, als die Aussagekraft und Qualität der Architektur vorwiegend auf optische Reize und Effekthascherei reduziert wird. Architektur muss brennen, nicht blenden. Es scheint als wäre der Erfolg eines Projektes eher durch gekonnte Visualisierung und bestechende Darstellung, als durch qualitative, durchdachte und funktionelle Architektur zu erreichen. Klare, verständliche Darstellung und eine gewisse Präsentationsgabe sind Grundvoraussetzungen des Architekten, nicht zuletzt um das Entwurfskonzept auch Laien verständlich zu übermitteln, aber diese Werkzeuge entscheiden nicht über die Raffinesse des Projekts.

Architektur ist einem permanenten Wandel unterworfen, der eine nachhaltige, energieeffiziente, funktionelle und somit zeitgemäße Verantwortungsarchitektur erfordert.

„Es ist immer gefährlich, wenn Architekten sagen, sie sind Künstler“

Klaus Kada, 2003

Durch das Auftreten der Fachhochschulen hat sich das Programm der TU noch weiter von wirtschaftlichen Aspekten entfernt, anstatt die postitiven Aspekte der FH aufzugreifen und zu verbessern. Die Unterrichtsform der FH ist keinesfalls zu Unterstützen, die Verschulung und Klassenbildung, weitestgehend ohne Austausch zwischen den einzelnen Lerngruppen ist für einen kreativitätsfördernden Unterricht ungeeignet. Kreativität resultiert aus Abwechslung.

„Die große Gefahr der modernen Architektur ist der Bazillus der Monotonie.“

Alvar Aalto

Folglich sollte diese Konkurrenz als Anstoß zum gesunden Wettbewerb gesehen werden, bei dem die TU zwar alle Trümpfe in der Hand hält, diese jedoch nicht richtig auszuspielen vermag. Die ohnehin schon starke Vernetzung aller Studierenden eines Jahrgangs sollte verstärkt und gefördert werden – eine Aufgabe, die die Architektur des Architekturstudiums übernehmen kann und muss.

„Die Krankheit unserer heutigen Städte und Siedlungen ist das traurige Resultat unseres Versagens menschliche Grundbedürfnisse über wirtschaftliche und industrielle Forderungen zu stellen.“

Walter Gropius, 1956

Transparente, offene Räume, vom Gang aus einsehbar, verstärken den Impuls und das Interesse füreinander und fördern den grundlegenden Gedanken der Universität, voneinander zu lernen und sich selbstständig Wissen anzueignen. Wenn die Seminarräume gleichartiger Lehrveranstaltungen in geringen Abständen voneinander angeordnet sind, und nicht wie heute am gesamten Unicampus verstreut liegen, kann die interaktive Kommunikation optimal vonstatten gehen, man trifft sich ganz automatisch. Die Räumlichkeiten sollten um einen zentralen, offenen Platz arrangiert sein, der nicht nur als Erschließungszone, sondern auch als Kommunikationsfläche und Treffpunkt funktioniert. Die Räume selbst sollen ähnlich den Zeichensälen, oder dem HS2 organisiert sein, mit variabel anordenbaren Tischgruppen, um auch die Kommunikation innerhalb der Arbeitsgruppen zu forcieren. Der Zeichensaalcharakter bringt eine Durchdringung von Arbeit und Freizeit, bzw. von Arbeits- und Wohnräumen, ein funktionierendes universitäres Gesprächs- und Arbeitsklima erfordert eine Innere Transparenz.

„Die Qualität von Städten und Plätzen lässt sich am Reißbrett entwerfen, ihre Schönheit kommt durch die Zeit.“

Renzo Piano

Die Umstellung auf das Bakkalaureat erwirkte eine starke Verschulung, welche die Interessen und Freiheiten des einzelnen Studierenden enorm einschränken, und eine weitestgehend individuelle Gestaltung des Studiums durch restriktive Durchsetzung einer Voraussetzungspolitik nahezu unmöglich macht. Das enorme Spektrum der Architektur und deren Möglichkeiten wird auf ein Minimum reduziert und die Studenten bewusst in eine vorgegebene Richtung geleitet, anstatt ihnen die Möglichkeit zu geben, ihren Weg selbst zu finden. Die Zeit der Ausbildung muss als eine Testphase verstanden werden, in der vermittelt wird, wo die Schwerpunkte und Prioritäten in einem späteren Berufsleben gesetzt werden, in welchem Teilbereich der Architektur auch immer. Gute Architektur wird durch Empathie geschaffen, welche in der Trainingsphase, dem Studium, in der keine Konsequenzen zu befürchten sind, durch das Diskutieren und Kommunizieren untereinander erreicht werden kann.

Der Bachelor muss als Basis verstanden werden, in dem der Student/die Studentin die grundlegenden Werkzeuge der Architektur, eines Architekten erlernt, um sich im Master den eigenen Interessen entsprechend weiterzubilden. Die Grundausbildung muss jedoch so weitreichend sein, dass der Student nach erfolgreichem Abschluss derselbigen befähigt ist, in einem Architekturbüro zu arbeiten.

Hierfür wäre eine intensivere Ausbildung erforderlich, welche natürlich auch mehr Zeit in Anspruch nimmt. 8 Semester sind ein idealer Kompromiss, bei dem sich Möglichkeiten wie mehrsemestrige Projekte und weitreichendere Themenauseinandersetzungen, bzw. –vertiefungen eröffnen. Weiters kann dadurch erst die intensivere Verbindung der einzelnen Teilbereiche, die das vernetzte Denken, Quintessenz des Architekturberufs, erfordern, weitreichender behandelt werden.

„Meine Beobachtung an den Hochschulen ist: Jeder schaut in einen PC rein, die können schon keine Bleistifte mehr halten. […]Die Idee war immer eine Handskizze.“

Günther Domenig, 2003

Ein optimaleres Konzept wäre die Zusammenfassung der Fächer des ersten Studienjahrs auf 3 Teilbereiche:

  • Gestalten, Entwerfen und Konstruieren,
  • Tragwerksentwurf und Bauphysik, sowie
  • Architekturgeschichte, Wirtschaft und Soziologie.

Dadurch wird der Gesamtumfang, sowie das Anforderungsprofil an einen Architekten bedeutend besser simuliert, die Studierenden bekommen einen realistischen Eindruck über den Architekturberuf, und ob sie für selbigen geeignet sind. In diesen beiden Semestern ist ein fix festgelegter Lehrstoff zu vermitteln, der allen Studierenden, egal welcher Vorbildung, eine solide Basis für das weitere Studium vermittelt, und bei entsprechend strenger Beurteilung einen Eignungstest ersetzt.

„Die Ausbildung vermittelt den Studierenden auf wissenschaftlicher Basis ein Grundlagenwissen in der Methodik des architektonischen Entwerfens und Konstruierens und in der ganzheitlichen Bewältigung architektonischer Aufgaben[…]“

Studienreglement 2011 für den Bachelor-Studiengang Architektur, ETH Zürich.

In Folge dessen wird auch die Diskrepanz der Qualität zwischen den einzelnen Instituten verringert, auch wenn es den Instituten freisteht wie sie die geforderten Lehrinhalte überbringen. Das Konzept soll in den weiteren Semestern ähnlich weitergeführt, die fächerübergreifende Lehrmethode beibehalten werden. Die Inhalte werden detaillierter und weiter vertieft, es kommen Fächer wie Städtebau, Gebäudelehre, Gebäudetechnik, Baurecht, Geschichte des Städtebaus, Denkmalschutz, Landschaftsarchitektur, sowie Bauprozesse und Bauforschung hinzu. Außerdem werden 2-wöchige Seminare, bzw. Workshops zu Themengebieten neben der klassischen Architektur, wie „Grundlagen des Designs“, „Grafik und Typografie“, „Innenarchitektur und Lichtplanung“, „Architekturfotografie“ und Ähnliche, anstatt der herkömmlichen, vertiefenden Themen, angeboten.

Weiters ist im Laufe des Bachelors ein mehrmonatiges Praktikum in Architekturbüros zu absolvieren, sowie gegen Ende der Bachelorausbildung, im 7.Semester, ein Auslandsaufenthalt vorgesehen, der sowohl dem kulturellen Austausch, als auch der technischen Weiterbildung dienen soll.

„Architektur ist die einfachste und billigste Bildungseinrichtung, die die Gesellschaft überhaupt hat. Es ist ein Beweis dafür, wie die Gesellschaft existiert und wie sie existiert hat. Und das zu übersetzen, diese Sprache zu finden, das ist etwas, was die Gesellschaft unbedingt braucht. Das ist das wichtigste überhaupt, denn sonst ist sie nicht in der Lage, ihre eigene Zeit zu erkennen.“

Klaus Kada, 2003

Der Masterstudienplan unterscheidet sich grundlegend von jenem des Bachelors. Hier wird den Studierenden in 5 Semestern die Möglichkeit gegeben, sich für die weitere Berufsorientierung zu spezialisieren, um eine dementsprechend umfassende Ausbildung innerhalb des Spezialgebiets zu erhalten. Die Spezialisierung im Master durch die Wahl unterschiedlicher Lehrveranstaltungen bzw. –themen reicht nicht aus um die Themenbereiche ausreichend tiefgründig zu behandeln. Ein Modulsystem, in dem die einzelnen Spezifikationen über die gesamte Dauer des Masterstudiums intensiv behandelt und erlernt werden, und das parallel zu einer teilzeitlichen Anstellung verläuft. Es ist in weiterer Folge natürlich ebenfalls möglich, mehrere Module nacheinander zu absolvieren und es wird eine hervorragende Brücke zwischen Theorie und Praxis geschaffen.

Die vorgesehenen Module sind:

  • Klassische Architektur,
  • Digitale Parametrische Architektur,
  • Innenarchitektur und Design,
  • Städteplanung, sowie
  • Architektur und Energie

Im Modul „klassische Architektur“ wird das im Bachelor erlernte Wissen vertieft und vor allem in Richtung Baustellenabläufe, Wirtschaft und Recht intensiviert, in „Architektur und Energie“ nicht nur die Energieeffizienz der Form von Gebäuden, sondern auch deren technischer Inhalt abgehandelt, usw. Ein gewisser Grundstock wird allerdings in allen 5 Modulen erlernt, um dem Titel des Master of Architecture gerecht zu werden.

Ziel dieses Programms ist es, die fundamentalen Inhalte des jetzigen Masterstudiums bereits im Bachelor abgehandelt zu haben, um sich im Masterabschnitt spezialisieren zu können, und viel tiefgreifenderes Wissen zu erlangen.

„Architektur ist Plastik, aber sie hat ein Klo. Diese Architektur, die wir machen, braucht unsere Gesellschaft wie einen Bissen Brot. Wenn wir nicht in der Lage sind, diese Art von Denken zu erlauben, dann schneiden wir uns die Ressourcen der Zukunft ab.“

Wolfgang Prix, 2003

Ebenfalls ist es uns ein Bedürfnis die Architektur nicht nur auf der Uni zu belassen, sondern in die Stadt, zu den Menschen hinauszutragen. Im Umfeld bedeutender Grazer Bauwerke werden Architekturplattformen geschaffen, wo besagte Gebäude beschrieben, und die Arbeiten der Studierenden ausgestellt werden. Es ist uns ein Anliegen das Bewusstsein der Bevölkerung für die Arbeit der Architekten zu stärken und auf die Allgegenwärtigkeit der Baukunst hinzuweisen. Somit wäre auch eine Transparenz nach Außen gegeben, die der Profession des Architekten wieder mehr Gewicht gibt.

„Es gibt einige Leute, die interessiert daran sind, es gibt vielleicht auch Institutionen, die interessiert daran sind, und es gibt auch ganz spezifische Bauherren, die interessiert daran sind, Architektur als Transportmittel zu verwenden. […] Architektur ist auch international immer nur eine Angelegenheit von wenigen, die erkannt haben, was das eigentlich sein kann.“

Klaus Kada, 2003


Was Wir Wollen!


Wir fordern leidenschaftliche Betreuung, Betreuer die sich Zeit nehmen, die zur Wissensvermittlung qualifiziert sind, die sich berufen fühlen und kritisch sind, die gerne Fragen von Studenten erhalten und auch beantworten. Die nicht an organisatorischen Hürden und unreflektierten Kommentaren verzweifeln, sich und uns immer wieder neu begeistern können. Wir fordern Betreuer, die selbst auf der Suche sind und ihre Ambitionen noch nicht über Bord geworfen haben. Die uns an ihren Überlegungen, Erkenntnissen und Zweifeln teilhaben lassen. Aus gemeinsamen Interesse an der Architektur, finden wir uns an der Universität ein, in einem Klima, in dem angeregte Diskussionen und Themen wie Gestaltung, Bewusstsein und Ethik täglich Platz finden. In dem die Bedeutung von Zukunft und Geschichte immer wieder neu verhandelt wird. Wir fordern die Leistungsbereitschaft von jedem einzelnen Studenten und eine leistungsgerechte Beurteilung von den Lehrenden. Der Student muss Verantwortung übernehmen und Verantwortung sollte jedem Studenten zugetraut werden, er ist mündig und kann für sein Leben selbst entscheiden, er braucht Wegweiser und keine Schienen. Wir fordern Studenten, die aus eigener Motivation auf wissenschaftlichem Niveau arbeiten und Lehrer, die jeden Studenten dabei kritisch unterstützen. Die Universität gibt das Gerüst vor, doch der Student muss in diesem Rahmen seinen Weg frei wählen können, eigenmächtig und aus eigenem Antrieb. Unsere Welt ist komplex, unsere Welt war schon immer komplex und ein Land, das seine Hochschulen, seine Studenten, seine Bildung in eine enge Gasse zwängt, vernichtet seine Zukunft. Wir fordern, dass jedem Einzelnen die gleiche Möglichkeit auf ein Studium eröffnet wird, am Geld darf es nicht scheitern, doch ohne Tatendrang, ohne Enthusiasmus, ohne eigenen Willen ist diese Chance vertan. Wer nicht für sich selbst sprechen kann, dem wollen wir keine Worte in den Mund legen, wer keinerlei Faszination, keinerlei Euphorie, keinerlei Lust für Architektur verspürt, ist fehl am Platz. Ob die Architektur nun brennt¹ oder tolerant im Hintergrund² weilt, muss jeder selbst entscheiden, doch um zu entscheiden, muss die Universität den Platz einräumen. Keine Meinung darf aus Angst vor Widerspruch verborgen bleiben, nur die angeregte Diskussion kann unseren Horizont erweitern. Wir fordern Raum für Austausch unter den Studenten, Raum in dem auch sonst Unausgesprochenes Platz findet, Raum der das Studium bereichert, Raum zum Lösen konkreter Probleme, Raum für philosophische Überlegungen, sowie zur banalen Alltagsbewältigung. Nur durch Austausch und Vergleich, können wir unsere Position bestimmen und andere die ihre. Ohne diesen Austausch, auch abseits des regulären Plans, ist unser Studium an Reichtum beraubt. Die Universität war immer Ort der Neuerung und Begutachtung von Konvention, immer Ort aktiven Gestaltungswillens, geben wir diesen Willen auf, so geben wir uns selbst auf. Wenn Neugierde, Experiment, Forscherdrang und der Glaube an Erfolg sterben, die Option zu scheitern, zu irren und zu triumphieren, dann stirbt unsere Berechtigung fortzufahren.

¹ vgl.: Coop Himmelblau, „Architektur muss Brennen“, in Architekturtheorie des 20. Jahrhundert. Positionen, Programme, Manifest, hg. Vittorio Magnago Lampugnani (Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2004), 263.

² vgl.: Hermann Czech, „Nur keine Panik“, in Architekturtheorie des 20. Jahrhundert. Positionen, Programme, Manifest, hg. Vittorio Magnago Lampugnani (Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2004), 244-245.

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Herzlich Willkommen…


… am Blog WasWirWollen zum Thema: Die Architektur des Architekturstudiums.

Im Rahmen des Eichholzer-Förderpreises, für Studenten der Fakultät für Architektur an der Technischen Universität Graz, möchte die Gruppe lemarewe anhand von Texten, aus verschiedensten Blickwinkeln, zu den aktuellen Themen, Fragen und Problemstellungen des Architekturstudiums Bezug nehmen, sowie Stärken, neue Ideen und Lösungswege aufzeigen. Gleichzeitig sollte eine Plattform für eine breite Diskussion zur Verbesserung des Studiums an der Fakultät geboten werden, bei der sich jeder frei und ohne Zwänge beteiligen kann.

Wir wünschen Ihnen ein anregendes Lesen und viel Spaß beim Durchstöbern.

Bringen Sie Ihre Meinung ein und Hinterlassen Sie Kommentare sowie Bewertungen zu den einzelnen Texten!

© lemarewe


Der Architekt


An architect must use round wheels,

and he must make his doorways bigger than people.

But architects must learn that they have other rights…

their own rights.

To learn this, to understand this,

is giving the man the tools for making the incredible, […]¹

Architekten, die unterschiedlichste Gedanken verknüpfen, die über den Tellerrand blicken und dort kreative Lösungen finden, die sich auf ihre Projekte einlassen und Qualitäten erkennen, Technik und Kunst vereinen. Sie stellen immer noch die Idole unserer Profession dar. Auch auf der TU Graz gibt es gleich zwölf Institute, zwischen denen jeder Student wählen kann, um idealerweise eine breite Basis zu schaffen und individuelle Präferenzen zu berücksichtigen. Jedes Institut hat in diesem Ensemble die Aufgabe, seinen Themenschwerpunkt bestmöglichst zu vermitteln und gängige Strömungen kritisch zu hinterfragen. Als Architekturstudent kann man so auf fundiertes Wissen an den jeweiligen Instituten zurückgreifen und sich frei in eine Richtung entwickeln, sich erst nach und nach für einen Schwerpukt entscheiden. Selbstständigkeit in Handeln und Denken muss in diesem Prozess kontinuierlich unterstützt werden, der Architekturstudent dabei ein vernetztes Wissen entwickeln. Schließlich ist der Architekt später im Baugeschehen, derjenige Akteur, der die Position der Baukultur vertritt; und genau an dieser Stelle kommt die Universiät ins Spiel. Sie bietet den Raum, um jeden Studenten mit – wie es Lina Bo Bardi einmal 1958 in einem Manuskript für einen Kurs an der Universität von Bahia formuliert – mit Theorie und Philosophie der Architektur² auszustatten. Theorie versteht sich hier als Synonym für eine geplante Umsetzung, als Grundlage für architektonische Problemlösung und Philosophie als Auffassung von der Welt bzw. in diesem Zusammenhang, als über die Geschichte veränderte Auffassungen von Architektur. Bo Bardi definiert auch die Persönlichkeit des Architekten sehr genau: […] the architect is a qualified worker who knows his job, not only practically but also theoretically and historically. He has a precise awareness that humanity is not restricted, but partakes of the individuality of others and of nature.³ Betrachten wir den Architekten doch einmal als Spezialisten, was auf den ersten Blick wiedersprüchlich kling, da gerade das Bild des Generalisten vermittelt wurde. Trotzdem ist der Architekt eben auch ein Spezialist, und zwar, selbst wenn es sich banal anhört, für Architektur, er ist nicht einfach durch eine seiner Profession nahe stehende Figur ersetzbar. Gleichzeitig stehen wir vermehrt äußerst komplexen Aufgaben gegenüber, die nach einer Bearbeitung, natürlich auch über die Qualifikationen eines Architekten hinaus, verlangen. Es ist deshalb auch eine Vernetzung zwischen den Professionen bzw. Fakultäten bereits während des Studiums verstärkt anzustreben, stellt es doch später eher die Norm dar. Wir brauchen in der heutigen Welt mit ihren vielfältigen Herausforderungen Orte, an denen über Ethik, Wirklichkeit, Nachhaltigkeit sowie Wertekonsens nachgedacht und wo wissenschaftlich an der Beantwortung von Zukunftsfragen geforscht wird.⁴ Die Intention der Architekturuniversität kann also nicht sein, Ideen auf Markreife hin zu trimmen, sondern aus gemeinsamen Interesse an einem Thema zu forschen, zu experimentieren, zu hinterfragen und zu diskutieren. Dazu ist es nötig den Intituten gewisse Selbsverwaltung und Unabhängigkeit einzuräumen und auch Studenten, als mündiges Mitglied der Universität, in Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen. Jedem Einzelnen die bestmögliche Ausbildung anzubieten muss das erklärte Ziel der Universität sein, ein fünfjähriges aufeinander aufbauendes Studium, mit einem Notausstieg nach drei Jahren. Am Ende geht es auch darum, dem Studenten den Glauben an die Architektur zu vermitteln, ihn zu infizieren und auf die Suche zu schicken. Weil ein Leben ohne Abwechslung, ohne Spannung, ohne Ambivalenz furchtbar fad wäre. Ich glaube fest an die aktivierende Kraft der Architektur.⁵


¹ Dung Ngo, ed., Louis I. Kahn Conversations with Students (Houston: Architecture at Rice Publications, 1998), 32.

²,³ Olivia de Oliveira, Lina Bo Bardi. Orba construida. Build work, (Barcelona: Editorial Gustavo Gili, 2002), 212.

⁴ Prof. Dr. Christian Scholz, „Der klammheimliche Verzicht auf Universitäten,“ Deutschlandradio Kultur. Politisches Feuilleton vom 7.3.2011, http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1403623http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1403623, Zugriff am 3 Oktober 2011.

⁵ Hanno Rautenberg, Worauf wir Bauen. Begegnungen mit Architekten, (München: Prestel Verlag, 2008), 23. [Kommentar von Cecil Balmond]

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Kritik an meinem aktuellen Studium


Nach fünf Jahren Studium, nun am Ende angelangt, hat sich der Unmut über das Architekturstudium an der TU Graz stetig gesteigert. Es ist nun an der Zeit, diesen in seinen vielen Facetten kund zu tun. Nicht nur aus unserer subjektiven Sichtweise, sondern auch vor dem Hintergrund vieler Gespräche mit Kollegen, die unsere Meinung teilen.

§ Studieneingang

Die Politik verordnet die Zugangsbeschränkung von Massenstudien, dies gilt auch für das Architekturstudium in Graz, mit über 340 Erstsemestrigen letztes Jahr. In diesen Fällen wird der Nummerus Clausus diskutiert, besser wäre allerdings, wenn schon erforderlich, einfache Aufnahmetests und ein anschließendes Aufnahmegespräch, um im Vorhinein geeignete Personen für dieses Studium zu selektieren. Logisch wäre ein Test, bei dem Wissen auf Maturaniveau abgefragt wird, sowie Themenschwerpunkte, die Architektur im allgemeinen betreffen (z.B. räumliches Vorstellungsvermögen). Ein anschließendes Bewerbungsgespräch, nach Einsichtnahme und Bewertung des Tests, bei einem turnusmäßig wechselnden Aufnahmegremium, sollte dann über die Fähigkeit zum Architekturstudium entscheiden. Es geht dabei vor allem darum, jene Bewerber an auszusieben, die für das Studium ungeeignet erscheinen. In Anbetracht von mehr als 340 Bewerbungen, die miteinander verglichen werden können, ist dies sicher möglich.

§ Effizienz

Das effiziente Handeln der Universität, wohl aufgrund von politischem Druck, wird meist nur vorgegaukelt. Dem Anspruch wirtschaftlich zu Arbeiten, wie ein Unternehmen, wird stringent nach zu kommen versucht. Es mag grundsätzlich schon positiv sein, aber ist es wirklich das Ziel einer öffentlichen Institution, einem Großkonzern nachzueifern? Wohl hoffentlich nicht! Eine Universität sollte nach wie vor ein Ort der freien Forschung, des Austausches und der Lehre sein.

§ Evaluierung

Das aktuelle Evaluierungssystem bringt nichts! Von den meisten Lehrveranstaltungen erhält man eine zu geringe Rücklaufquote. Besser wäre es, wenn man die Note erst nach erfolgter Evaluierung einsehen kann! Studenten müssen dazu verpflichtet werden.

§ Eigenverantwortung

Den Studenten kann ruhig mehr Eigenverantwortung zugetraut werden! Sie sind schließlich nicht mehr im Kindergarten und bereits erwachsen! Die Verantwortung zum Studieren liegt momentan nicht beim Studenten, sie haben keine Macht über ihr Studium. Das eher verschulte System ist nur ein Vorwand zur Qualitätssteigerung. Man ist heutzutage auf der Universität dauerbeschäftigt auf Etappen, man hat keinen Freiraum zur Selbstverwirklichung. Unsere Gesellschaft hat eine Höllenangst vor Leerlauf, es reicht schon, wenn es danach aussieht konstant Ergebnisse zu liefern. Selbstfindung liefert in einer neoliberal geprägten Welt keine verwertbaren Ergebnisse!

§ Arbeit und Studium

„Mindestens genauso wichtig im Sinne einer qualitativ hochwertigen Ausbildung sei aber die persönliche Entwicklung, und für die nähmen sich die Studierenden derzeit zu wenig Zeit.“¹ Aber von woher nimmt man die Zeit? Wenn man gerade nicht für sein Studium arbeitet, müssen Studenten oft nebenher Arbeiten, um für ihren Lebensaufwand aufzukommen. Das heißt in den meisten Fällen brauchen sie auch mehr Zeit zum Studieren. Aufgrund des Systems lässt sich Studium und Arbeit schlecht miteinander kombinieren. Durch das straff strukturierte Bachelor – Mastersystem haben jene, die länger brauchen, einen klaren Nachteil aufgrund der Voraussetzungen für spätere Lehrveranstaltungen. Die Pflichtwahlfächer sollen demnach von den Masterstudios entkoppelt werden – somit frei als Wahlfach zur Verfügung stehen. Dem Student muss so viel Eigenverantwortung zugetraut werden, dass er nach seinem Interessensschwerpunkt Lehrveranstaltungen auswählen kann. Der Student braucht den Freiraum sein Studium selbst zu organisieren.

§ Leistungsanspruch

Es gibt momentan keinen Leistungsanspruch bei „Leerveranstaltungen“. Das Leistungsniveau wird meist seitens des Lehrpersonals absichtlich niedrig gehalten, um das Arbeiten auf gleichem Niveau zu ermöglichen. Dieses darf nicht abgesenkt werden, nur weil ein Student oder ein paar Leute zu faul und zu dumm sind! Sogar Arbeiten, die eigentlich nicht dem Hochschulniveau entsprechen, werden meist noch mit einer guten Note bewertet. Anwesenheit genügt. Dadurch besteht auch kein Ansporn hohe Leistungen zu erbringen. „Irgendwie komm ich eh immer durch!“ Demnach wird das „Schlecht sein“ auch nicht mit einer negativen Note bestraft. Eine Leistungsgerechte Beurteilung ist erforderlich!

Was ich bei der einer LV im 3. Semester gelernt habe, brauche ich nicht noch einmal in einer LV im 7. Semester hören, und vor allem nicht noch einmal von Grund auf. Es ist ermüdend immer wieder das Gleiche durchzukauen. Wenn jemand die Voraussetzung bzw. das Wissen für ein Fach in einem höheren Semester nicht hat, muss er sich die mangelnden Informationen selbst erarbeiten ansonsten schafft er die Lehrveranstaltung einfach nicht! Eine Zugangsbeschränkung kann auch mit reinem Leistungs-/Wissenserfordernis erreicht werden. Das Studium sollte unserer Meinung nach aufbauend sein und bis zum Studienende zu mehr bzw. vielfältigen Wissen führen.

§ Institutsprofessoren

Viele LV werden trotz Ankündigung nicht von einem Professor betreut. Wie kann es sein, dass ein Professor nur drei mal zu einem Entwerfen erscheint? Um sich ein reales Bild von den Leistungen der Studenten zu machen, fehlt ihm unserer Meinung nach die Zeit. Professoren die nie bis selten da sind, können kein Institut professionell leiten und in einem noch geringerem Maße Studenten fachgemäß und ausreichend betreuen. Unsere Forderung ist also, wenn ein Architekt oder Wissenschaftler an ein Institut berufen wird, sollte er 100% seiner Arbeitszeit da sein und nicht nebenbei Vollzeit ein Studio/Büro führen. Um der Gefahr zu entrinnen realitäts- oder praxisfremd zu werden, sollte er spezialisiertes Fachpersonal mit Schwerpunktwissen an sein Institut berufen, das ihn bei seiner Arbeit, Forschung sowie Lehre unterstützt. Das dies nicht der Fall ist, scheint ein Grund zu sein, warum mangelndes Wissen quer durch alle Ebenen vermittelt wird.

§ Vernetzung

Warum wird die Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten der TU Graz und auch darüber hinaus, nicht bereits während des Studiums stärker gefördert? Im späteren Berufsleben stellt diese Vernetzung immerhin die Regel und nicht die Ausnahme dar. Zwar existieren bei vereinzelten Lehrveranstaltungen Kooperationen, jedoch sind diese nur auf die Lehrtätigkeit beschränkt. Das Ziel ist aber, mit Studenten aus anderen Sparten, gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Selbst die Institute untereinander, wissen oft nicht genau, womit die Kollegen gerade beschäftigt sind und so kommt es immer wieder zu unnötigen, inhaltlichen Überschneidungen. In vielen Fällen bietet die Zusammenarbeit mehrerer Institute großes Potential, zur tiefer gehenden und vielfältigeren Auseinandersetzung mit einem Themengebiet.

§ Diplom

Die Regelung, dass nur Professoren Diplomarbeiten betreuen dürfen, resultiert nicht in einer Qualitätssteigerung der Projekte. Eher leidet die Qualität der Arbeiten, weil zu viele Studierende bei einem Professor sind, der dadurch weniger Zeit hat. Die oben genannten Gründe von wegen „Vollzeitarchitekt“ in der Wirtschaft tragen auch ihren Teil dazu bei. Viele Diplomanden sind verärgert. Meist aufgrund mangelnder und schlechter Betreuung. Allen, die vor ihrer Diplomarbeit stehen wird gesagt: „Mach einfach schnell irgendwas!“ – Warum gibt es dann überhaupt noch so etwas wie eine wissenschaftliche Arbeit, die sich Diplomarbeit nennt, wenn sie keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit hat? Es stellt sich die Frage: Wieso wird dieses erhabene Bild des Hochschulabschlusses dann nicht gleich abgeschafft? Die Diplomarbeit könnte durch ein letztes Studio ersetzt werden. Das Thema wird vorgegeben, jeder hat 15 Wochen Zeit, dann gibt’s den Titel. Geht doch viel schneller und ist super zum Vergleichen! – Es gibt Regeln für eine wissenschaftliche Arbeit, die als Mindestanforderung auch für Diplomarbeiten gelten! Schließlich heißt es ja schon im Titel „Master of Science“, wörtlich übersetzt also, ein Meister der Wissenschaft der seine Wissenschaft beherrscht.

§ Infrastruktur

Die terminliche Abstimmung von Lehrveranstaltungen im Semesterverlauf funktioniert nicht. Die Überschneidungen von Pflicht-LV mit Wahlfächern, vor allem im Masterbereich ist sehr ärgerlich 😦

Für viele Lehrveranstaltungen gibt es keine oder nur schlechte Infrastruktur. Mir fallen dazu sofort mehrere Beispiele ein: Bei den Projektübungen fehlen meist die Studioräumlichkeiten. Wozu werden diese denn überhaupt benötigt? Schließlich gibt es an der TU das etablierte Zeichensaalsystem zum gemeinschaftlichen Arbeiten. Es scheint zwar genug Räumlichkeiten an der TU Graz zu geben, jedoch werden diese sehr ineffizient genutzt. Besser wäre es doch, das Bekannte an die heutigen Erfordernisse anzupassen. → Link zu AZ-Neu.

§ Verschircherungen

Ist an einer Architekturuni schon alles egal? Gibt es keinen Gestaltungswillen mehr? Ist der Anspruch auf qualitätsvolles Design und fachgerechte Umsetzung völlig verloren gegangen? Eines der deutlichsten Beispiele – ein nicht nur von Studenten diskutiertes Thema – sind die ständigen, anscheinend gut gemeinten Umbauten und Adaptionen im Park der alten Technik. Anstatt das Geld in unnötige Umbauten zu investieren, wäre es wohl besser, es den Instituten/Fakultäten für die Lehre zu geben! Oft wäre eine Möglichkeit zur Umsetzung der Theorie in die Praxis für Studenten wünschenswert – auch handwerklich. Könnten nicht die Architekturstudenten die Chance bekommen, ihre Entwürfe anzuwenden oder ihre Ideen in die Realität umzusetzen? Wir schämen uns.

¹ Hans Gangoly in: Christof Huemer, „Freier, kleiner, länger“, design monat graz magazin, Juni 2011, 30.

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Lieber Architekturstudent, liebe Architekturstudentin,


hast du deine Lehrveranstaltungen vom letzten Semester evaluiert? Vieleicht nur die Ein oder Andere oder gar keine? Wieso nicht? Meinst du etwa, das diese Evaluierungen ohnehin nichts ändern, obwohl du eigentlich unzufrieden bist? Oder ist dir die ganze Sache einfach gleichgültig, wer macht schon dieselbe LV ein zweites Mal…. Hauptsache vorbei und positiv. Eigentlich wollten wir mehr Basisdemokratie an der Universität vorschlagen, dass Studenten und Lehrende stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Welche Veränderungen im Studienplan vorgenommen werden, mit wem neue Stellen besetzt werden usw. Wenn wir allerdings an die niedrige Beteiligung bei den ÖH-Wahlen und an die noch deutlich niedrigere Rücklaufquote der Evaluierungen denke, sind wir uns nicht mehr ganz sicher, ob ein derartiges Modell fruchtet. Die Masse ist allem Anschein nach ohnmächtig bzw. bist du in der Masse orientierungslos geworden. Aber wenn die Masse ohnmächtig ist, wer hat dann eigentlich noch Macht? Wer darf entscheiden? Was würde es überhaupt bedeuten, wenn du als Student mehr Einfluss ausüben kannst? Auf wen und um was damit zu erreichen? Und die wichtigste aller Fragen, ist das alles noch nachhaltig?

Horkheimer und Adorno stellten bereits 1944 fest, dass „Die Steigerung der wirtschaftlichen Produktivität, die einerseits die Bedingungen für eine gerechtere Welt herstellt, verleiht andererseits den technischen Apparat und den sozialen Gruppen, die über ihn verfügen, eine unmäßige Überlegenheit über den Rest der Bevölkerung. Der Einzelne wird gegenüber den ökonomischen Mächten vollends annuliert. […] (und) während […] (er) vor dem Apparat verschwindet, den er bedient, wird er von diesem besser als je versorgt. Im ungerechten Zustand steigt die Ohnmacht und Lenkbarkeit der Masse mit der ihr zugeteilten Gütermenge.“¹ Ist tatsächliche Veränderung also überhaupt noch möglich unter der „Last“ der Güter? Hängen wir bereits am Tropf und wollen ihn nicht mehr herausreißen, nie wieder feste Nahrung kauen? Soll’s das gewesen sein, lieber Student?

¹ Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente (Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2004), 4-5.

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Chaos, Hass, Zerstörung


Wir sind in einer Zeit in der noch Chaos, Hass, Zerstörung und Unzufriedenheit als Spuren des Krieges regieren. Der Unmut ist groß, das Geld ist knapp und der Wiederaufbau hat begonnen – Was, Wie und Wo, wird von den Kulturträgern entschieden.

Der Unterschied zu den Nachkriegsjahren, die Roland Reiner in „Österreich Land im Aufstieg“ beschreibt, besteht lediglich darin, dass dieser Krieg schon einige Zeit hinter uns liegt und sich die Spuren verflüchtigt haben. Was uns blieb, ist der nicht enden wollende Wiederaufbau.¹

Zerstörung in Form von materiellem Schaden ist weniger ein wesentlicher Bestandteil, als der der Vernichtung von Generationen selbstdenkender und freischaffender Individuen im Bildungswesen.

Es ist vielmehr das Gebot, Sklaven der Wirtschaft zu formen und junge Menschen als „Fachtrottel“, oder um es schön zu formulieren, als spezialisierte Fachkräfte auf den Markt zu bringen. Und das alles, in einer Zeit, in der interdisziplinäres Denken, Handeln und Arbeiten von enormer Wichtigkeit sind und dies in verschiedensten Bereichen als Anforderung gesehen wird.

Hier schläft wohl das System – Bildung? Flexibilität?

Das System, im Wesentlichen ein hochkomplexes Gestrüpp aus Politik und staatlichem Irrsinn, ist an unserer Fakultät, ein aus Instituten und Zeichensälen bestehendes Netzwerk, mit dem kleinen Problem, dass das Netz ein nichtvorhandenes Gut darstellt.

Anfänglich als die Geburtsstätte großer „Architekten“ gehandelt, ist der Zeichensaal heute nur mehr eine Ansammlung von Individuen, die dem Kollektiv unterliegen. Ein Haufen demotivierter Menschen, welcher nicht durch die Qualität seiner Arbeiten auffällt, sondern in Form von Zugehörigkeit einer Arbeitsplatzgemeinschaft! Somit stellt sich die Frage, in wie weit sich der Zeichensaal als solcher, seinem Ruf in der „Grazer-Szene“ entsprechend, ohne nun die „Grazer Schule“ erwähnen zu müssen, mit der Situation von Arbeitsplatzschaffung für jedermann und der Anforderung der Interessenselite vereinbaren lässt.

Die kürzlich losgetretene Zeichensaaldebatte, in Bezug auf die Berechtigung zu existieren, ist aktueller als je zuvor. Elitäre Gedanken, Ausschluss und Selektion waren in der Zeit als die Säle gegründet wurden an der Tagesordnung. Entstanden aus dem Drang Platz für Arbeit und Austausch zu schaffen, etablierten sich die Räumlichkeiten schnell zu Schmieden für Innovation und „Know How“.

Jahrzehnte später sind wir ironischer Weise in der Situation, den oben erwähnten Mangel an Platz wiederum als Antrieb für Veränderung zu „schätzen“, diesmal aber im umgekehrten Sinn. Durch das bewusst werden dieser Tatsache, stellt sich des Weiteren die Frage, ob diese Form der Gemeinschaften, wie sie mittlerweile bestehen, überhaupt eine Berechtigung in den universitären Räumlichkeiten haben?

Ein Kollege meinte bei einer Diskussion, dass die „Privaten“ die Schuld tragen, wobei die Öffentlichen die Not bzw. den Umstand haben, jeden nehmen zu müssen! Im Gegensatz dazu, hat der private AZ (Architekturzeichensaal) die Möglichkeit sich die Mitglieder klarer aussuchen zu können.²

Platznot macht erfinderisch, der Gedanke der Meisterklassen kam auf.

Würde dies uns Studenten schaden?

Zwar sind in den sogenannten Meisterklassen Analogien zu einem „gewöhnlichen Arbeitskreis“ zu erkennen, jedoch mit einem kleinen Unterschied, dass diese durch einen Mentor oder Meister geleitet werden, quasi nicht frei und unabhängig sind!

Hat also eine Gemeinschaft Zukunft, die nur durch die räumliche Situation bedingt als Gruppe lesbar ist und künstlich durch ein internes „Oberhaupt“ am Leben erhalten wird?

Meiner Meinung nach, sollte der AZ die Möglichkeit der Selbstorganisation, der Entfaltung und einen Ort für Vernetzungen bieten und weniger die Merkmale von Passivität und Schule aufweisen, in der das Gebot, das Muster eines Lehrers (Meisters) oktroyiert wird – also keine Meisterklassen.

„Ich will nicht der Schüler von jemandem sein!“

Wäre es nicht an der Zeit umzudenken und sich nach außen hin zu öffnen?

Es muss vielmehr ein Ort für Austausch geboten werden und kein Friedhof Architektonischer Kreativität! Die Überlegung besteht nun darin, die Säle in ihrer Art zu Arbeiten umzustrukturieren und nach Interessensfeldern zu organisieren. Nicht im Sinne, dass Potenzial und Austausch gehemmt werden, sondern sich Studierende unter Geleichgesinnten austoben können.

Ist es möglich, mit den komischen und unreifen Studenten zu kooperieren?

Die Fakultät braucht neue Räumlichkeiten und die der Zeichensäle sind vom Großen Wert.

Schon der bloße Gedanke, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen, bietet die Lösung des Problems, sie nicht ihrer Arbeitsweise zu beschneiden, ihnen den Platz zu nehmen – Transformation der öffentlichen AZ zu Projektstudios? – und sie als zukünftige Kollegen zu begreifen, zu respektieren. Der Studenten muss unterstützt werden, damit ein vollwertiger Partner entstehen kann, anstatt ein funktionierender „Techniker“ im Büro!

Runter vom hohen Ross der Architektengeneration „Post Grazer Schule“!

¹ Vgl.: Roland Reiner „Moderne Architektur in Österreich“. In Österreich Land im Aufstieg, (Hg) Robert Stern und Hans Fabigan, Wien 1955 (Europa Verlag), 301-305.

² Architekturstudent, Mitglied eines öffentlichen Zeichensaals

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AZ-neu


Angesichts der Umstände, die meine Kollegen und ich in den einzelnen Texten behandeln, kann ein klares Ziel im Bereich Zusammenarbeit und dem erwähnten Netz in den Raum gestellt werden.

Es ist wichtig, den Studierenden zu ermöglichen, sich in den ersten Semestern kennen zu lernen. Dies ist natürlich nur dann möglich, wenn die Arbeitsgegebenheiten so ausgelegt sind, dass der Kontakt unmittelbar gefördert wird. So ist die Idee, die Studenten im obligatorischen Orientierungsjahr in Gemeinschaftsräume unterzubringen, um den Austausch zu forcieren! Es muss eine Zeichensaalreformation stattfinden, da die Zeichensaalräume das Potential haben, diese Aufgaben zu bewältigen! – die Öffnung zu Arbeitsgemeinschaften! Die bestehenden Zeichensäle in der Alten Technik weichen zugunsten der Arbeitsplätze für Erstsemester.

Arbeitsgruppen?

Die zweite Stufe ist in weiterer Folge, einem AZ beizutreten. Im Detail ist die Form des Zeichensaals so geregelt, dass eine gewisse Zahl an Fixplätzen besteht und der Rest, als Nomadenplätze deklariert ist. Dieser kann nicht konstant in Anspruch genommen werden und soll dadurch den stetigen Austausch fördern. Somit kann davon ausgegangen werden, dass diejenigen, die einen „Fixplatz“ anstreben, sich öfter und bemühter in das Kollektiv einbringen. Projekt- und Studiumsabhängig besteht jedoch die Option, in anderen Gruppen zu arbeiten, da wie schon bekannt Platz zur Verfügung steht. Ein weiterer Aspekt ist, dass die öffentlichen Zeichensäle Schwerpunkte, Themengebiete aufweisen, damit auch Studenten mit denselben Vorlieben, Kollegen zum Austausch finden können und der Gedanke der Weiterentwicklung vorangetrieben wird! – Platz für Interessensgemeinschaften wird geboten!

Durch die vielen unterschiedlichen Besucher, können Projekte qualitativ verglichen und neue Mitglieder anhand ihrer Arbeit ausgesucht werden. So hat jeder Zeichensaal die Möglichkeit unterschiedlichste Personen kennen zu lernen und die Besucher die Chance, die Vielfalt der AZ zu erfahren. Der Student hat den Vorteil, im Vergleich den für ihn geeignetsten Team beizutreten. Natürlich fällt diese Entscheidung auch aufgrund ihrer Zuneigung zur jeweiligen Arbeitsgemeinschaft – Sympathie!

Elite! Ich erfahre Bereiche, in denen ich besonders gut bin!

In weiterer Folge ist auch die Kooperation mit den Instituten anzudenken, nicht im Sinne der „Meisterklasse“, denn ich spreche mich klar für die Autonomie des Zeichensaals aus, aber in Form von Verortung und Austausch mit der Professorenschaft, sowie mit dem des Mittelbaus. Dies hätte nun die Konsequenz, dass die Institute ihre leerstehenden Räumlichkeiten Großteils abzugeben hätten, um freie Plätze für den Bildungskader zu schaffen. Die Verwaltung der Räume muss zentral von der Fakultät bestimmt werden! – das Dekanat hat Sorge zu tragen, wie die Räume für Veranstaltungen, aber auch für konstantes nutzen in Form von Arbeitsflächen zu bespielen ist.

Studenten nicht in Projektübungskreise zwängen –

da der Austausch von Information außerhalb der Übungseinheit verloren geht!

Die Idee der Projektübung, ist aus unserer Sicht ein klar verfehltes Vorhaben. Diese Form dient in keiner Weise der Kommunikation und dem Austausch von Wissen unter Studierenden, sowie auch zwischen Studenten und Lehrenden. Fakt ist, dass die Gruppen zwar intern Ahnung über den jeweiligen Ablauf haben, aber außerhalb gähnende Leere anzutreffen ist. Dies kann keiner in Bezug auf vernetztes Arbeiten, noch weniger, für ein Miteinander an der Fakultät für Architektur positiv Argumentieren. Die konstante Veränderung der LV- Modi, bringt keine qualitative Verbesserung.

Wo entsteht die Vernetzung?

Wie kann die Theorie mit der Praxis, der Technologie verbunden werden. Jedes Institut kocht sein eigenes Süppchen und der Student ist darauf angewiesen, sich mit Not und Mühe – falls Zeit vorhanden – mit Projekten anderer zu beschäftigen. Mit dem Vorschlag AZ-neu, vor allem angesichts der „Nomadenplätze“, ist es wesentlich einfacher, mit anderen Arbeiten konfrontiert zu werden, sei es auch „platzgedrungen“ nur rein visuell! – Diskussionsbasis?

Schlussendlich ist die Weiterführung der privaten AZ anzudenken. In diesen besteht die Chance, universitätsextern Gruppen zu bilden und den eigenen Rahmen abzustecken – freie Entfaltung, freie Interessen – auch fern ab von den Schwerpunkten öffentlicher Arbeitsgemeinschaften.

Ziel ist einfach die Durchmischung verschiedenster Gruppen und Schaffung von Arbeitsbereichen für jedermann. Sicherlich wird es die Studenten geben, die Zuhause arbeiten wollen – es ist auch logisch, dass nicht alle das Potenzial nützen wollen – doch es geht darum, ein Plattform anzubieten, die bestmögliche Bildung und Entwicklung schafft. Somit ist zusammenfassend, das Generieren gemeinsamer Arbeitsgruppen, in denen das Kennenlernen, das Anschließen an einen Zeichensaal von großer Bedeutung! In weiterer Folge hat der Student die Möglichkeit, zwischen den Interessensgebieten zu wechseln.

Die Argumente zu wenig Platz zu haben, sind einfach nicht haltbar, da unzählige Räumlichkeiten nur bedingt genutzt werden und es lediglich an der Organisation scheitert. Die Institute brauchen keine Räume, außer die einzelnen Büros der Assistenten und natürlich die der Leitung. Erschwerend zum sogenannten Platzproblem gibt es vereinzelt Gedanken, den bestehenden Platz der Zeichensäle, unserer Gemeinschaft, durch weitere „Leerräume“ für gelegentliche Nutzung zu ersetzen!

Somit kann nur die Antwort heißen, dass wir – diejenigen die Primär die Universität ausmachen – auch am meisten Platz zum Arbeiten, Forschen und kreieren neuer Ideen brauchen! Die Alte Technik muss belebt werden!

©lemarewe


Schuldzuweisung und Selbstbestimmung


Orientierung ist die ökonomische Schlüsselleistung des 21. Jahrhunderts. Nichts ist wertvoller. Aber der Kurs wird nicht mehr offiziell ausgegeben. Das hilft zuerst den Scharlatanen, den alten Ideologen und neuen Sinnhubern, die uns an jeder Ecke eine neue Richtung verhökern wollen. Nur die eine, unsere, ist nie im Angebot. Vielen scheint das zu reichen. Wenn man nicht weiß, wo man hin will, ist jede Richtung irgendwie okay – bis man merkt, dass selbst fahren besser ist als getrieben werden.¹

Die gegenwärtige Ohnmacht und Orientierungslosigkeit ist unter Anderem Resultat blanker Überforderung und Unübersichtlichkeit der Situation, die mittlerweile hochkomplex ist.² Wie Veränderungen bewirken, die tatsächlich etwas ändert oder ändert sich ohnehin alles viel zu oft, ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben? Auch die Medien sind nicht in der Lage ein übersichtliches Bild zu kommunizieren und so kann es auch nicht zur Meinungsbildung in der Gesellschaft kommen. Es werden lediglich Teilaspekte umgewälzt – oft nicht gerade die wichitigsten – Gäste beider Lager eingeladen und sich wiedersprechende Ergebnisse hoch offizieller Studien präsentiert. Nach wirtschaftlichem Aufschwung, dem Kampf für gleiche Rechte, Aufstand gegen die Eltern, anhaltendem Frieden und dem Niederreißen aller Grenzen, haben wir einen Zustand erreicht, der uns erstarren lässt. Die Dauerkrisen und der nicht enden wollende Terror hat uns vollends entmutigt. Geht es also überhaupt noch um die mittlerweile allgegenwärtige Forderung nach Veränderung?

Change, yes we can. . . or maybe not?

Die wichtigste Nachricht der Aufklärung ist immer noch: selber denken.³ Das ist natürlich viel anstrengender, als einfach irgendjemandem nachzutrotten, doch wird man feststellen, dass auch der Vordermann das Denken bereits „outgecourced“ hat. Auch auf der Universität kann aktives Nachdenken nicht schaden. Es ist Kreativität gefragt! An welchen grundlegenden Rädern können wir drehen, anstatt die gesamte Diskussion über Bildungsangelegenheiten in unwichtigen Randthemen zu ertränken? Christian Scholz, Professor fur Betriebswirtschaftlehre an der Universität des Saarlandes, nenn im Standard einige wichtige Punkte, die im Bezug auf die aktuelle Umsetztung des Bologna-Prozesses einer deutlichen Verbesserung bedürfen. Er fordert Transparenz bisheriger Reformen und einen öffentlich-gesellschaftlichen Diskurs unter Einbeziehung der Betroffenen. Eine Wettbewerbsstrategie „Bildung“ für Österreich und Europa mit wenigen aber durchdachten Studienangeboten, Entbürokratisierung und Verringerung der Macht von Universitätsleitungen. Und zu guter letzt Dezentralisierung durch Eigenverantwortung für Professoren und Studierende. Vor allem aber brauchen wir eine positive Vision zu dem, was an Faszinierendem mit Bologna verknüpfbar ist.⁴

Was fehlt, um eine gemeinsame Vision zu verwirklichen?

Es geht wie auch in der Architektur darum Potentiale zu erkennen und kreativ umzusetzen, nicht um vorauseilenden, blinden Gehorsam und möglichst brave Umsetzung. Im Endeffekt hängt die Qualität und der Inhalt von universitärer Lehre vom Lehrenden selbst ab. Lehrveranstaltugen umzubenennen und innerhalb des Studienplans an andere Positionen zu rücken ändert hingegen nichts, denn schießlich tragt die selbe Person, den selben Inhalt, mittels der selben Unterlagen erneut vor. Daran ist a priori auch nichts auszusetzen, jedoch ist diese im höchsten Maße banale Tatsache, nicht allen klar. Jeder Professor und mit ihm jedes Institut sollte eigenverantwortlich handeln und die Studierenden, wegen denen all unsere Universitäten überhaupt existieren, stärker in Prozesse eingebunden werden. Selbstverantwortung für Institute, Selbstverantwortung für Lehrende, Selbstverantwortung für Studenten. Das generalistische Architekturstudium lebt von der Persönlichkeitsentfaltung seiner Studenten und muss diese im höchsten Maße fördern. Womit wir wieder beim selber Denken wären. Es ist inakzeptabel, durchschnittliche Leistungen als Maßstab anzulegen, anstatt alle an den Besten zu messen. Oft wird Motivation und der Wille zur Selbstständigkeit unzureichend gefördert, aus dem Irrglauben, man könne es nur allen recht machen – und das scheint einer der wichtigsten Grundsätze unserer Zeit zu sein – wenn man keinen zu sehr lobt und auch niemanden durchfallen lässt. Schalten wir alle gemeinsam unsere Hirne ein, jeder für sich!

¹,³ Wolf Lotter, „Selbst-Bestimmung“, brand eins 10 (2011): 62.

² vgl.: „Das Master-Desaster“ ZDF log in. ZDF mediathek, 13. April 2011 http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1308840/ZDF-log-in-komplett-Das-Master-Desaster#/beitrag/video/1308840/ZDF-log-in-komplett-Das-Master-Desaster, Zugriff am 5. Oktober 2011.

⁴ Christian Scholz. „Generation Bologna: Belogen und bestohlen!“. Der Standard, 11. Juni, 2010 http://derstandard.at/1276043673065/Kommentar-der-anderen-Generation-Bologna-Belogen-und-bestohlen?_seite=2&sap=2#forumstart, Zugriff am 4. Oktober 2011.

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