Der Architekt


An architect must use round wheels,

and he must make his doorways bigger than people.

But architects must learn that they have other rights…

their own rights.

To learn this, to understand this,

is giving the man the tools for making the incredible, […]¹

Architekten, die unterschiedlichste Gedanken verknüpfen, die über den Tellerrand blicken und dort kreative Lösungen finden, die sich auf ihre Projekte einlassen und Qualitäten erkennen, Technik und Kunst vereinen. Sie stellen immer noch die Idole unserer Profession dar. Auch auf der TU Graz gibt es gleich zwölf Institute, zwischen denen jeder Student wählen kann, um idealerweise eine breite Basis zu schaffen und individuelle Präferenzen zu berücksichtigen. Jedes Institut hat in diesem Ensemble die Aufgabe, seinen Themenschwerpunkt bestmöglichst zu vermitteln und gängige Strömungen kritisch zu hinterfragen. Als Architekturstudent kann man so auf fundiertes Wissen an den jeweiligen Instituten zurückgreifen und sich frei in eine Richtung entwickeln, sich erst nach und nach für einen Schwerpukt entscheiden. Selbstständigkeit in Handeln und Denken muss in diesem Prozess kontinuierlich unterstützt werden, der Architekturstudent dabei ein vernetztes Wissen entwickeln. Schließlich ist der Architekt später im Baugeschehen, derjenige Akteur, der die Position der Baukultur vertritt; und genau an dieser Stelle kommt die Universiät ins Spiel. Sie bietet den Raum, um jeden Studenten mit – wie es Lina Bo Bardi einmal 1958 in einem Manuskript für einen Kurs an der Universität von Bahia formuliert – mit Theorie und Philosophie der Architektur² auszustatten. Theorie versteht sich hier als Synonym für eine geplante Umsetzung, als Grundlage für architektonische Problemlösung und Philosophie als Auffassung von der Welt bzw. in diesem Zusammenhang, als über die Geschichte veränderte Auffassungen von Architektur. Bo Bardi definiert auch die Persönlichkeit des Architekten sehr genau: […] the architect is a qualified worker who knows his job, not only practically but also theoretically and historically. He has a precise awareness that humanity is not restricted, but partakes of the individuality of others and of nature.³ Betrachten wir den Architekten doch einmal als Spezialisten, was auf den ersten Blick wiedersprüchlich kling, da gerade das Bild des Generalisten vermittelt wurde. Trotzdem ist der Architekt eben auch ein Spezialist, und zwar, selbst wenn es sich banal anhört, für Architektur, er ist nicht einfach durch eine seiner Profession nahe stehende Figur ersetzbar. Gleichzeitig stehen wir vermehrt äußerst komplexen Aufgaben gegenüber, die nach einer Bearbeitung, natürlich auch über die Qualifikationen eines Architekten hinaus, verlangen. Es ist deshalb auch eine Vernetzung zwischen den Professionen bzw. Fakultäten bereits während des Studiums verstärkt anzustreben, stellt es doch später eher die Norm dar. Wir brauchen in der heutigen Welt mit ihren vielfältigen Herausforderungen Orte, an denen über Ethik, Wirklichkeit, Nachhaltigkeit sowie Wertekonsens nachgedacht und wo wissenschaftlich an der Beantwortung von Zukunftsfragen geforscht wird.⁴ Die Intention der Architekturuniversität kann also nicht sein, Ideen auf Markreife hin zu trimmen, sondern aus gemeinsamen Interesse an einem Thema zu forschen, zu experimentieren, zu hinterfragen und zu diskutieren. Dazu ist es nötig den Intituten gewisse Selbsverwaltung und Unabhängigkeit einzuräumen und auch Studenten, als mündiges Mitglied der Universität, in Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen. Jedem Einzelnen die bestmögliche Ausbildung anzubieten muss das erklärte Ziel der Universität sein, ein fünfjähriges aufeinander aufbauendes Studium, mit einem Notausstieg nach drei Jahren. Am Ende geht es auch darum, dem Studenten den Glauben an die Architektur zu vermitteln, ihn zu infizieren und auf die Suche zu schicken. Weil ein Leben ohne Abwechslung, ohne Spannung, ohne Ambivalenz furchtbar fad wäre. Ich glaube fest an die aktivierende Kraft der Architektur.⁵


¹ Dung Ngo, ed., Louis I. Kahn Conversations with Students (Houston: Architecture at Rice Publications, 1998), 32.

²,³ Olivia de Oliveira, Lina Bo Bardi. Orba construida. Build work, (Barcelona: Editorial Gustavo Gili, 2002), 212.

⁴ Prof. Dr. Christian Scholz, „Der klammheimliche Verzicht auf Universitäten,“ Deutschlandradio Kultur. Politisches Feuilleton vom 7.3.2011, http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1403623http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1403623, Zugriff am 3 Oktober 2011.

⁵ Hanno Rautenberg, Worauf wir Bauen. Begegnungen mit Architekten, (München: Prestel Verlag, 2008), 23. [Kommentar von Cecil Balmond]

©lemarewe