Was Wir Wollen!


Wir fordern leidenschaftliche Betreuung, Betreuer die sich Zeit nehmen, die zur Wissensvermittlung qualifiziert sind, die sich berufen fühlen und kritisch sind, die gerne Fragen von Studenten erhalten und auch beantworten. Die nicht an organisatorischen Hürden und unreflektierten Kommentaren verzweifeln, sich und uns immer wieder neu begeistern können. Wir fordern Betreuer, die selbst auf der Suche sind und ihre Ambitionen noch nicht über Bord geworfen haben. Die uns an ihren Überlegungen, Erkenntnissen und Zweifeln teilhaben lassen. Aus gemeinsamen Interesse an der Architektur, finden wir uns an der Universität ein, in einem Klima, in dem angeregte Diskussionen und Themen wie Gestaltung, Bewusstsein und Ethik täglich Platz finden. In dem die Bedeutung von Zukunft und Geschichte immer wieder neu verhandelt wird. Wir fordern die Leistungsbereitschaft von jedem einzelnen Studenten und eine leistungsgerechte Beurteilung von den Lehrenden. Der Student muss Verantwortung übernehmen und Verantwortung sollte jedem Studenten zugetraut werden, er ist mündig und kann für sein Leben selbst entscheiden, er braucht Wegweiser und keine Schienen. Wir fordern Studenten, die aus eigener Motivation auf wissenschaftlichem Niveau arbeiten und Lehrer, die jeden Studenten dabei kritisch unterstützen. Die Universität gibt das Gerüst vor, doch der Student muss in diesem Rahmen seinen Weg frei wählen können, eigenmächtig und aus eigenem Antrieb. Unsere Welt ist komplex, unsere Welt war schon immer komplex und ein Land, das seine Hochschulen, seine Studenten, seine Bildung in eine enge Gasse zwängt, vernichtet seine Zukunft. Wir fordern, dass jedem Einzelnen die gleiche Möglichkeit auf ein Studium eröffnet wird, am Geld darf es nicht scheitern, doch ohne Tatendrang, ohne Enthusiasmus, ohne eigenen Willen ist diese Chance vertan. Wer nicht für sich selbst sprechen kann, dem wollen wir keine Worte in den Mund legen, wer keinerlei Faszination, keinerlei Euphorie, keinerlei Lust für Architektur verspürt, ist fehl am Platz. Ob die Architektur nun brennt¹ oder tolerant im Hintergrund² weilt, muss jeder selbst entscheiden, doch um zu entscheiden, muss die Universität den Platz einräumen. Keine Meinung darf aus Angst vor Widerspruch verborgen bleiben, nur die angeregte Diskussion kann unseren Horizont erweitern. Wir fordern Raum für Austausch unter den Studenten, Raum in dem auch sonst Unausgesprochenes Platz findet, Raum der das Studium bereichert, Raum zum Lösen konkreter Probleme, Raum für philosophische Überlegungen, sowie zur banalen Alltagsbewältigung. Nur durch Austausch und Vergleich, können wir unsere Position bestimmen und andere die ihre. Ohne diesen Austausch, auch abseits des regulären Plans, ist unser Studium an Reichtum beraubt. Die Universität war immer Ort der Neuerung und Begutachtung von Konvention, immer Ort aktiven Gestaltungswillens, geben wir diesen Willen auf, so geben wir uns selbst auf. Wenn Neugierde, Experiment, Forscherdrang und der Glaube an Erfolg sterben, die Option zu scheitern, zu irren und zu triumphieren, dann stirbt unsere Berechtigung fortzufahren.

¹ vgl.: Coop Himmelblau, „Architektur muss Brennen“, in Architekturtheorie des 20. Jahrhundert. Positionen, Programme, Manifest, hg. Vittorio Magnago Lampugnani (Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2004), 263.

² vgl.: Hermann Czech, „Nur keine Panik“, in Architekturtheorie des 20. Jahrhundert. Positionen, Programme, Manifest, hg. Vittorio Magnago Lampugnani (Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2004), 244-245.

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