Was Wir Wollen!


Wir fordern leidenschaftliche Betreuung, Betreuer die sich Zeit nehmen, die zur Wissensvermittlung qualifiziert sind, die sich berufen fühlen und kritisch sind, die gerne Fragen von Studenten erhalten und auch beantworten. Die nicht an organisatorischen Hürden und unreflektierten Kommentaren verzweifeln, sich und uns immer wieder neu begeistern können. Wir fordern Betreuer, die selbst auf der Suche sind und ihre Ambitionen noch nicht über Bord geworfen haben. Die uns an ihren Überlegungen, Erkenntnissen und Zweifeln teilhaben lassen. Aus gemeinsamen Interesse an der Architektur, finden wir uns an der Universität ein, in einem Klima, in dem angeregte Diskussionen und Themen wie Gestaltung, Bewusstsein und Ethik täglich Platz finden. In dem die Bedeutung von Zukunft und Geschichte immer wieder neu verhandelt wird. Wir fordern die Leistungsbereitschaft von jedem einzelnen Studenten und eine leistungsgerechte Beurteilung von den Lehrenden. Der Student muss Verantwortung übernehmen und Verantwortung sollte jedem Studenten zugetraut werden, er ist mündig und kann für sein Leben selbst entscheiden, er braucht Wegweiser und keine Schienen. Wir fordern Studenten, die aus eigener Motivation auf wissenschaftlichem Niveau arbeiten und Lehrer, die jeden Studenten dabei kritisch unterstützen. Die Universität gibt das Gerüst vor, doch der Student muss in diesem Rahmen seinen Weg frei wählen können, eigenmächtig und aus eigenem Antrieb. Unsere Welt ist komplex, unsere Welt war schon immer komplex und ein Land, das seine Hochschulen, seine Studenten, seine Bildung in eine enge Gasse zwängt, vernichtet seine Zukunft. Wir fordern, dass jedem Einzelnen die gleiche Möglichkeit auf ein Studium eröffnet wird, am Geld darf es nicht scheitern, doch ohne Tatendrang, ohne Enthusiasmus, ohne eigenen Willen ist diese Chance vertan. Wer nicht für sich selbst sprechen kann, dem wollen wir keine Worte in den Mund legen, wer keinerlei Faszination, keinerlei Euphorie, keinerlei Lust für Architektur verspürt, ist fehl am Platz. Ob die Architektur nun brennt¹ oder tolerant im Hintergrund² weilt, muss jeder selbst entscheiden, doch um zu entscheiden, muss die Universität den Platz einräumen. Keine Meinung darf aus Angst vor Widerspruch verborgen bleiben, nur die angeregte Diskussion kann unseren Horizont erweitern. Wir fordern Raum für Austausch unter den Studenten, Raum in dem auch sonst Unausgesprochenes Platz findet, Raum der das Studium bereichert, Raum zum Lösen konkreter Probleme, Raum für philosophische Überlegungen, sowie zur banalen Alltagsbewältigung. Nur durch Austausch und Vergleich, können wir unsere Position bestimmen und andere die ihre. Ohne diesen Austausch, auch abseits des regulären Plans, ist unser Studium an Reichtum beraubt. Die Universität war immer Ort der Neuerung und Begutachtung von Konvention, immer Ort aktiven Gestaltungswillens, geben wir diesen Willen auf, so geben wir uns selbst auf. Wenn Neugierde, Experiment, Forscherdrang und der Glaube an Erfolg sterben, die Option zu scheitern, zu irren und zu triumphieren, dann stirbt unsere Berechtigung fortzufahren.

¹ vgl.: Coop Himmelblau, „Architektur muss Brennen“, in Architekturtheorie des 20. Jahrhundert. Positionen, Programme, Manifest, hg. Vittorio Magnago Lampugnani (Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2004), 263.

² vgl.: Hermann Czech, „Nur keine Panik“, in Architekturtheorie des 20. Jahrhundert. Positionen, Programme, Manifest, hg. Vittorio Magnago Lampugnani (Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2004), 244-245.

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Der Architekt


An architect must use round wheels,

and he must make his doorways bigger than people.

But architects must learn that they have other rights…

their own rights.

To learn this, to understand this,

is giving the man the tools for making the incredible, […]¹

Architekten, die unterschiedlichste Gedanken verknüpfen, die über den Tellerrand blicken und dort kreative Lösungen finden, die sich auf ihre Projekte einlassen und Qualitäten erkennen, Technik und Kunst vereinen. Sie stellen immer noch die Idole unserer Profession dar. Auch auf der TU Graz gibt es gleich zwölf Institute, zwischen denen jeder Student wählen kann, um idealerweise eine breite Basis zu schaffen und individuelle Präferenzen zu berücksichtigen. Jedes Institut hat in diesem Ensemble die Aufgabe, seinen Themenschwerpunkt bestmöglichst zu vermitteln und gängige Strömungen kritisch zu hinterfragen. Als Architekturstudent kann man so auf fundiertes Wissen an den jeweiligen Instituten zurückgreifen und sich frei in eine Richtung entwickeln, sich erst nach und nach für einen Schwerpukt entscheiden. Selbstständigkeit in Handeln und Denken muss in diesem Prozess kontinuierlich unterstützt werden, der Architekturstudent dabei ein vernetztes Wissen entwickeln. Schließlich ist der Architekt später im Baugeschehen, derjenige Akteur, der die Position der Baukultur vertritt; und genau an dieser Stelle kommt die Universiät ins Spiel. Sie bietet den Raum, um jeden Studenten mit – wie es Lina Bo Bardi einmal 1958 in einem Manuskript für einen Kurs an der Universität von Bahia formuliert – mit Theorie und Philosophie der Architektur² auszustatten. Theorie versteht sich hier als Synonym für eine geplante Umsetzung, als Grundlage für architektonische Problemlösung und Philosophie als Auffassung von der Welt bzw. in diesem Zusammenhang, als über die Geschichte veränderte Auffassungen von Architektur. Bo Bardi definiert auch die Persönlichkeit des Architekten sehr genau: […] the architect is a qualified worker who knows his job, not only practically but also theoretically and historically. He has a precise awareness that humanity is not restricted, but partakes of the individuality of others and of nature.³ Betrachten wir den Architekten doch einmal als Spezialisten, was auf den ersten Blick wiedersprüchlich kling, da gerade das Bild des Generalisten vermittelt wurde. Trotzdem ist der Architekt eben auch ein Spezialist, und zwar, selbst wenn es sich banal anhört, für Architektur, er ist nicht einfach durch eine seiner Profession nahe stehende Figur ersetzbar. Gleichzeitig stehen wir vermehrt äußerst komplexen Aufgaben gegenüber, die nach einer Bearbeitung, natürlich auch über die Qualifikationen eines Architekten hinaus, verlangen. Es ist deshalb auch eine Vernetzung zwischen den Professionen bzw. Fakultäten bereits während des Studiums verstärkt anzustreben, stellt es doch später eher die Norm dar. Wir brauchen in der heutigen Welt mit ihren vielfältigen Herausforderungen Orte, an denen über Ethik, Wirklichkeit, Nachhaltigkeit sowie Wertekonsens nachgedacht und wo wissenschaftlich an der Beantwortung von Zukunftsfragen geforscht wird.⁴ Die Intention der Architekturuniversität kann also nicht sein, Ideen auf Markreife hin zu trimmen, sondern aus gemeinsamen Interesse an einem Thema zu forschen, zu experimentieren, zu hinterfragen und zu diskutieren. Dazu ist es nötig den Intituten gewisse Selbsverwaltung und Unabhängigkeit einzuräumen und auch Studenten, als mündiges Mitglied der Universität, in Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen. Jedem Einzelnen die bestmögliche Ausbildung anzubieten muss das erklärte Ziel der Universität sein, ein fünfjähriges aufeinander aufbauendes Studium, mit einem Notausstieg nach drei Jahren. Am Ende geht es auch darum, dem Studenten den Glauben an die Architektur zu vermitteln, ihn zu infizieren und auf die Suche zu schicken. Weil ein Leben ohne Abwechslung, ohne Spannung, ohne Ambivalenz furchtbar fad wäre. Ich glaube fest an die aktivierende Kraft der Architektur.⁵


¹ Dung Ngo, ed., Louis I. Kahn Conversations with Students (Houston: Architecture at Rice Publications, 1998), 32.

²,³ Olivia de Oliveira, Lina Bo Bardi. Orba construida. Build work, (Barcelona: Editorial Gustavo Gili, 2002), 212.

⁴ Prof. Dr. Christian Scholz, „Der klammheimliche Verzicht auf Universitäten,“ Deutschlandradio Kultur. Politisches Feuilleton vom 7.3.2011, http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1403623http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1403623, Zugriff am 3 Oktober 2011.

⁵ Hanno Rautenberg, Worauf wir Bauen. Begegnungen mit Architekten, (München: Prestel Verlag, 2008), 23. [Kommentar von Cecil Balmond]

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Kritik an meinem aktuellen Studium


Nach fünf Jahren Studium, nun am Ende angelangt, hat sich der Unmut über das Architekturstudium an der TU Graz stetig gesteigert. Es ist nun an der Zeit, diesen in seinen vielen Facetten kund zu tun. Nicht nur aus unserer subjektiven Sichtweise, sondern auch vor dem Hintergrund vieler Gespräche mit Kollegen, die unsere Meinung teilen.

§ Studieneingang

Die Politik verordnet die Zugangsbeschränkung von Massenstudien, dies gilt auch für das Architekturstudium in Graz, mit über 340 Erstsemestrigen letztes Jahr. In diesen Fällen wird der Nummerus Clausus diskutiert, besser wäre allerdings, wenn schon erforderlich, einfache Aufnahmetests und ein anschließendes Aufnahmegespräch, um im Vorhinein geeignete Personen für dieses Studium zu selektieren. Logisch wäre ein Test, bei dem Wissen auf Maturaniveau abgefragt wird, sowie Themenschwerpunkte, die Architektur im allgemeinen betreffen (z.B. räumliches Vorstellungsvermögen). Ein anschließendes Bewerbungsgespräch, nach Einsichtnahme und Bewertung des Tests, bei einem turnusmäßig wechselnden Aufnahmegremium, sollte dann über die Fähigkeit zum Architekturstudium entscheiden. Es geht dabei vor allem darum, jene Bewerber an auszusieben, die für das Studium ungeeignet erscheinen. In Anbetracht von mehr als 340 Bewerbungen, die miteinander verglichen werden können, ist dies sicher möglich.

§ Effizienz

Das effiziente Handeln der Universität, wohl aufgrund von politischem Druck, wird meist nur vorgegaukelt. Dem Anspruch wirtschaftlich zu Arbeiten, wie ein Unternehmen, wird stringent nach zu kommen versucht. Es mag grundsätzlich schon positiv sein, aber ist es wirklich das Ziel einer öffentlichen Institution, einem Großkonzern nachzueifern? Wohl hoffentlich nicht! Eine Universität sollte nach wie vor ein Ort der freien Forschung, des Austausches und der Lehre sein.

§ Evaluierung

Das aktuelle Evaluierungssystem bringt nichts! Von den meisten Lehrveranstaltungen erhält man eine zu geringe Rücklaufquote. Besser wäre es, wenn man die Note erst nach erfolgter Evaluierung einsehen kann! Studenten müssen dazu verpflichtet werden.

§ Eigenverantwortung

Den Studenten kann ruhig mehr Eigenverantwortung zugetraut werden! Sie sind schließlich nicht mehr im Kindergarten und bereits erwachsen! Die Verantwortung zum Studieren liegt momentan nicht beim Studenten, sie haben keine Macht über ihr Studium. Das eher verschulte System ist nur ein Vorwand zur Qualitätssteigerung. Man ist heutzutage auf der Universität dauerbeschäftigt auf Etappen, man hat keinen Freiraum zur Selbstverwirklichung. Unsere Gesellschaft hat eine Höllenangst vor Leerlauf, es reicht schon, wenn es danach aussieht konstant Ergebnisse zu liefern. Selbstfindung liefert in einer neoliberal geprägten Welt keine verwertbaren Ergebnisse!

§ Arbeit und Studium

„Mindestens genauso wichtig im Sinne einer qualitativ hochwertigen Ausbildung sei aber die persönliche Entwicklung, und für die nähmen sich die Studierenden derzeit zu wenig Zeit.“¹ Aber von woher nimmt man die Zeit? Wenn man gerade nicht für sein Studium arbeitet, müssen Studenten oft nebenher Arbeiten, um für ihren Lebensaufwand aufzukommen. Das heißt in den meisten Fällen brauchen sie auch mehr Zeit zum Studieren. Aufgrund des Systems lässt sich Studium und Arbeit schlecht miteinander kombinieren. Durch das straff strukturierte Bachelor – Mastersystem haben jene, die länger brauchen, einen klaren Nachteil aufgrund der Voraussetzungen für spätere Lehrveranstaltungen. Die Pflichtwahlfächer sollen demnach von den Masterstudios entkoppelt werden – somit frei als Wahlfach zur Verfügung stehen. Dem Student muss so viel Eigenverantwortung zugetraut werden, dass er nach seinem Interessensschwerpunkt Lehrveranstaltungen auswählen kann. Der Student braucht den Freiraum sein Studium selbst zu organisieren.

§ Leistungsanspruch

Es gibt momentan keinen Leistungsanspruch bei „Leerveranstaltungen“. Das Leistungsniveau wird meist seitens des Lehrpersonals absichtlich niedrig gehalten, um das Arbeiten auf gleichem Niveau zu ermöglichen. Dieses darf nicht abgesenkt werden, nur weil ein Student oder ein paar Leute zu faul und zu dumm sind! Sogar Arbeiten, die eigentlich nicht dem Hochschulniveau entsprechen, werden meist noch mit einer guten Note bewertet. Anwesenheit genügt. Dadurch besteht auch kein Ansporn hohe Leistungen zu erbringen. „Irgendwie komm ich eh immer durch!“ Demnach wird das „Schlecht sein“ auch nicht mit einer negativen Note bestraft. Eine Leistungsgerechte Beurteilung ist erforderlich!

Was ich bei der einer LV im 3. Semester gelernt habe, brauche ich nicht noch einmal in einer LV im 7. Semester hören, und vor allem nicht noch einmal von Grund auf. Es ist ermüdend immer wieder das Gleiche durchzukauen. Wenn jemand die Voraussetzung bzw. das Wissen für ein Fach in einem höheren Semester nicht hat, muss er sich die mangelnden Informationen selbst erarbeiten ansonsten schafft er die Lehrveranstaltung einfach nicht! Eine Zugangsbeschränkung kann auch mit reinem Leistungs-/Wissenserfordernis erreicht werden. Das Studium sollte unserer Meinung nach aufbauend sein und bis zum Studienende zu mehr bzw. vielfältigen Wissen führen.

§ Institutsprofessoren

Viele LV werden trotz Ankündigung nicht von einem Professor betreut. Wie kann es sein, dass ein Professor nur drei mal zu einem Entwerfen erscheint? Um sich ein reales Bild von den Leistungen der Studenten zu machen, fehlt ihm unserer Meinung nach die Zeit. Professoren die nie bis selten da sind, können kein Institut professionell leiten und in einem noch geringerem Maße Studenten fachgemäß und ausreichend betreuen. Unsere Forderung ist also, wenn ein Architekt oder Wissenschaftler an ein Institut berufen wird, sollte er 100% seiner Arbeitszeit da sein und nicht nebenbei Vollzeit ein Studio/Büro führen. Um der Gefahr zu entrinnen realitäts- oder praxisfremd zu werden, sollte er spezialisiertes Fachpersonal mit Schwerpunktwissen an sein Institut berufen, das ihn bei seiner Arbeit, Forschung sowie Lehre unterstützt. Das dies nicht der Fall ist, scheint ein Grund zu sein, warum mangelndes Wissen quer durch alle Ebenen vermittelt wird.

§ Vernetzung

Warum wird die Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten der TU Graz und auch darüber hinaus, nicht bereits während des Studiums stärker gefördert? Im späteren Berufsleben stellt diese Vernetzung immerhin die Regel und nicht die Ausnahme dar. Zwar existieren bei vereinzelten Lehrveranstaltungen Kooperationen, jedoch sind diese nur auf die Lehrtätigkeit beschränkt. Das Ziel ist aber, mit Studenten aus anderen Sparten, gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Selbst die Institute untereinander, wissen oft nicht genau, womit die Kollegen gerade beschäftigt sind und so kommt es immer wieder zu unnötigen, inhaltlichen Überschneidungen. In vielen Fällen bietet die Zusammenarbeit mehrerer Institute großes Potential, zur tiefer gehenden und vielfältigeren Auseinandersetzung mit einem Themengebiet.

§ Diplom

Die Regelung, dass nur Professoren Diplomarbeiten betreuen dürfen, resultiert nicht in einer Qualitätssteigerung der Projekte. Eher leidet die Qualität der Arbeiten, weil zu viele Studierende bei einem Professor sind, der dadurch weniger Zeit hat. Die oben genannten Gründe von wegen „Vollzeitarchitekt“ in der Wirtschaft tragen auch ihren Teil dazu bei. Viele Diplomanden sind verärgert. Meist aufgrund mangelnder und schlechter Betreuung. Allen, die vor ihrer Diplomarbeit stehen wird gesagt: „Mach einfach schnell irgendwas!“ – Warum gibt es dann überhaupt noch so etwas wie eine wissenschaftliche Arbeit, die sich Diplomarbeit nennt, wenn sie keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit hat? Es stellt sich die Frage: Wieso wird dieses erhabene Bild des Hochschulabschlusses dann nicht gleich abgeschafft? Die Diplomarbeit könnte durch ein letztes Studio ersetzt werden. Das Thema wird vorgegeben, jeder hat 15 Wochen Zeit, dann gibt’s den Titel. Geht doch viel schneller und ist super zum Vergleichen! – Es gibt Regeln für eine wissenschaftliche Arbeit, die als Mindestanforderung auch für Diplomarbeiten gelten! Schließlich heißt es ja schon im Titel „Master of Science“, wörtlich übersetzt also, ein Meister der Wissenschaft der seine Wissenschaft beherrscht.

§ Infrastruktur

Die terminliche Abstimmung von Lehrveranstaltungen im Semesterverlauf funktioniert nicht. Die Überschneidungen von Pflicht-LV mit Wahlfächern, vor allem im Masterbereich ist sehr ärgerlich 😦

Für viele Lehrveranstaltungen gibt es keine oder nur schlechte Infrastruktur. Mir fallen dazu sofort mehrere Beispiele ein: Bei den Projektübungen fehlen meist die Studioräumlichkeiten. Wozu werden diese denn überhaupt benötigt? Schließlich gibt es an der TU das etablierte Zeichensaalsystem zum gemeinschaftlichen Arbeiten. Es scheint zwar genug Räumlichkeiten an der TU Graz zu geben, jedoch werden diese sehr ineffizient genutzt. Besser wäre es doch, das Bekannte an die heutigen Erfordernisse anzupassen. → Link zu AZ-Neu.

§ Verschircherungen

Ist an einer Architekturuni schon alles egal? Gibt es keinen Gestaltungswillen mehr? Ist der Anspruch auf qualitätsvolles Design und fachgerechte Umsetzung völlig verloren gegangen? Eines der deutlichsten Beispiele – ein nicht nur von Studenten diskutiertes Thema – sind die ständigen, anscheinend gut gemeinten Umbauten und Adaptionen im Park der alten Technik. Anstatt das Geld in unnötige Umbauten zu investieren, wäre es wohl besser, es den Instituten/Fakultäten für die Lehre zu geben! Oft wäre eine Möglichkeit zur Umsetzung der Theorie in die Praxis für Studenten wünschenswert – auch handwerklich. Könnten nicht die Architekturstudenten die Chance bekommen, ihre Entwürfe anzuwenden oder ihre Ideen in die Realität umzusetzen? Wir schämen uns.

¹ Hans Gangoly in: Christof Huemer, „Freier, kleiner, länger“, design monat graz magazin, Juni 2011, 30.

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Chaos, Hass, Zerstörung


Wir sind in einer Zeit in der noch Chaos, Hass, Zerstörung und Unzufriedenheit als Spuren des Krieges regieren. Der Unmut ist groß, das Geld ist knapp und der Wiederaufbau hat begonnen – Was, Wie und Wo, wird von den Kulturträgern entschieden.

Der Unterschied zu den Nachkriegsjahren, die Roland Reiner in „Österreich Land im Aufstieg“ beschreibt, besteht lediglich darin, dass dieser Krieg schon einige Zeit hinter uns liegt und sich die Spuren verflüchtigt haben. Was uns blieb, ist der nicht enden wollende Wiederaufbau.¹

Zerstörung in Form von materiellem Schaden ist weniger ein wesentlicher Bestandteil, als der der Vernichtung von Generationen selbstdenkender und freischaffender Individuen im Bildungswesen.

Es ist vielmehr das Gebot, Sklaven der Wirtschaft zu formen und junge Menschen als „Fachtrottel“, oder um es schön zu formulieren, als spezialisierte Fachkräfte auf den Markt zu bringen. Und das alles, in einer Zeit, in der interdisziplinäres Denken, Handeln und Arbeiten von enormer Wichtigkeit sind und dies in verschiedensten Bereichen als Anforderung gesehen wird.

Hier schläft wohl das System – Bildung? Flexibilität?

Das System, im Wesentlichen ein hochkomplexes Gestrüpp aus Politik und staatlichem Irrsinn, ist an unserer Fakultät, ein aus Instituten und Zeichensälen bestehendes Netzwerk, mit dem kleinen Problem, dass das Netz ein nichtvorhandenes Gut darstellt.

Anfänglich als die Geburtsstätte großer „Architekten“ gehandelt, ist der Zeichensaal heute nur mehr eine Ansammlung von Individuen, die dem Kollektiv unterliegen. Ein Haufen demotivierter Menschen, welcher nicht durch die Qualität seiner Arbeiten auffällt, sondern in Form von Zugehörigkeit einer Arbeitsplatzgemeinschaft! Somit stellt sich die Frage, in wie weit sich der Zeichensaal als solcher, seinem Ruf in der „Grazer-Szene“ entsprechend, ohne nun die „Grazer Schule“ erwähnen zu müssen, mit der Situation von Arbeitsplatzschaffung für jedermann und der Anforderung der Interessenselite vereinbaren lässt.

Die kürzlich losgetretene Zeichensaaldebatte, in Bezug auf die Berechtigung zu existieren, ist aktueller als je zuvor. Elitäre Gedanken, Ausschluss und Selektion waren in der Zeit als die Säle gegründet wurden an der Tagesordnung. Entstanden aus dem Drang Platz für Arbeit und Austausch zu schaffen, etablierten sich die Räumlichkeiten schnell zu Schmieden für Innovation und „Know How“.

Jahrzehnte später sind wir ironischer Weise in der Situation, den oben erwähnten Mangel an Platz wiederum als Antrieb für Veränderung zu „schätzen“, diesmal aber im umgekehrten Sinn. Durch das bewusst werden dieser Tatsache, stellt sich des Weiteren die Frage, ob diese Form der Gemeinschaften, wie sie mittlerweile bestehen, überhaupt eine Berechtigung in den universitären Räumlichkeiten haben?

Ein Kollege meinte bei einer Diskussion, dass die „Privaten“ die Schuld tragen, wobei die Öffentlichen die Not bzw. den Umstand haben, jeden nehmen zu müssen! Im Gegensatz dazu, hat der private AZ (Architekturzeichensaal) die Möglichkeit sich die Mitglieder klarer aussuchen zu können.²

Platznot macht erfinderisch, der Gedanke der Meisterklassen kam auf.

Würde dies uns Studenten schaden?

Zwar sind in den sogenannten Meisterklassen Analogien zu einem „gewöhnlichen Arbeitskreis“ zu erkennen, jedoch mit einem kleinen Unterschied, dass diese durch einen Mentor oder Meister geleitet werden, quasi nicht frei und unabhängig sind!

Hat also eine Gemeinschaft Zukunft, die nur durch die räumliche Situation bedingt als Gruppe lesbar ist und künstlich durch ein internes „Oberhaupt“ am Leben erhalten wird?

Meiner Meinung nach, sollte der AZ die Möglichkeit der Selbstorganisation, der Entfaltung und einen Ort für Vernetzungen bieten und weniger die Merkmale von Passivität und Schule aufweisen, in der das Gebot, das Muster eines Lehrers (Meisters) oktroyiert wird – also keine Meisterklassen.

„Ich will nicht der Schüler von jemandem sein!“

Wäre es nicht an der Zeit umzudenken und sich nach außen hin zu öffnen?

Es muss vielmehr ein Ort für Austausch geboten werden und kein Friedhof Architektonischer Kreativität! Die Überlegung besteht nun darin, die Säle in ihrer Art zu Arbeiten umzustrukturieren und nach Interessensfeldern zu organisieren. Nicht im Sinne, dass Potenzial und Austausch gehemmt werden, sondern sich Studierende unter Geleichgesinnten austoben können.

Ist es möglich, mit den komischen und unreifen Studenten zu kooperieren?

Die Fakultät braucht neue Räumlichkeiten und die der Zeichensäle sind vom Großen Wert.

Schon der bloße Gedanke, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen, bietet die Lösung des Problems, sie nicht ihrer Arbeitsweise zu beschneiden, ihnen den Platz zu nehmen – Transformation der öffentlichen AZ zu Projektstudios? – und sie als zukünftige Kollegen zu begreifen, zu respektieren. Der Studenten muss unterstützt werden, damit ein vollwertiger Partner entstehen kann, anstatt ein funktionierender „Techniker“ im Büro!

Runter vom hohen Ross der Architektengeneration „Post Grazer Schule“!

¹ Vgl.: Roland Reiner „Moderne Architektur in Österreich“. In Österreich Land im Aufstieg, (Hg) Robert Stern und Hans Fabigan, Wien 1955 (Europa Verlag), 301-305.

² Architekturstudent, Mitglied eines öffentlichen Zeichensaals

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Schuldzuweisung und Selbstbestimmung


Orientierung ist die ökonomische Schlüsselleistung des 21. Jahrhunderts. Nichts ist wertvoller. Aber der Kurs wird nicht mehr offiziell ausgegeben. Das hilft zuerst den Scharlatanen, den alten Ideologen und neuen Sinnhubern, die uns an jeder Ecke eine neue Richtung verhökern wollen. Nur die eine, unsere, ist nie im Angebot. Vielen scheint das zu reichen. Wenn man nicht weiß, wo man hin will, ist jede Richtung irgendwie okay – bis man merkt, dass selbst fahren besser ist als getrieben werden.¹

Die gegenwärtige Ohnmacht und Orientierungslosigkeit ist unter Anderem Resultat blanker Überforderung und Unübersichtlichkeit der Situation, die mittlerweile hochkomplex ist.² Wie Veränderungen bewirken, die tatsächlich etwas ändert oder ändert sich ohnehin alles viel zu oft, ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben? Auch die Medien sind nicht in der Lage ein übersichtliches Bild zu kommunizieren und so kann es auch nicht zur Meinungsbildung in der Gesellschaft kommen. Es werden lediglich Teilaspekte umgewälzt – oft nicht gerade die wichitigsten – Gäste beider Lager eingeladen und sich wiedersprechende Ergebnisse hoch offizieller Studien präsentiert. Nach wirtschaftlichem Aufschwung, dem Kampf für gleiche Rechte, Aufstand gegen die Eltern, anhaltendem Frieden und dem Niederreißen aller Grenzen, haben wir einen Zustand erreicht, der uns erstarren lässt. Die Dauerkrisen und der nicht enden wollende Terror hat uns vollends entmutigt. Geht es also überhaupt noch um die mittlerweile allgegenwärtige Forderung nach Veränderung?

Change, yes we can. . . or maybe not?

Die wichtigste Nachricht der Aufklärung ist immer noch: selber denken.³ Das ist natürlich viel anstrengender, als einfach irgendjemandem nachzutrotten, doch wird man feststellen, dass auch der Vordermann das Denken bereits „outgecourced“ hat. Auch auf der Universität kann aktives Nachdenken nicht schaden. Es ist Kreativität gefragt! An welchen grundlegenden Rädern können wir drehen, anstatt die gesamte Diskussion über Bildungsangelegenheiten in unwichtigen Randthemen zu ertränken? Christian Scholz, Professor fur Betriebswirtschaftlehre an der Universität des Saarlandes, nenn im Standard einige wichtige Punkte, die im Bezug auf die aktuelle Umsetztung des Bologna-Prozesses einer deutlichen Verbesserung bedürfen. Er fordert Transparenz bisheriger Reformen und einen öffentlich-gesellschaftlichen Diskurs unter Einbeziehung der Betroffenen. Eine Wettbewerbsstrategie „Bildung“ für Österreich und Europa mit wenigen aber durchdachten Studienangeboten, Entbürokratisierung und Verringerung der Macht von Universitätsleitungen. Und zu guter letzt Dezentralisierung durch Eigenverantwortung für Professoren und Studierende. Vor allem aber brauchen wir eine positive Vision zu dem, was an Faszinierendem mit Bologna verknüpfbar ist.⁴

Was fehlt, um eine gemeinsame Vision zu verwirklichen?

Es geht wie auch in der Architektur darum Potentiale zu erkennen und kreativ umzusetzen, nicht um vorauseilenden, blinden Gehorsam und möglichst brave Umsetzung. Im Endeffekt hängt die Qualität und der Inhalt von universitärer Lehre vom Lehrenden selbst ab. Lehrveranstaltugen umzubenennen und innerhalb des Studienplans an andere Positionen zu rücken ändert hingegen nichts, denn schießlich tragt die selbe Person, den selben Inhalt, mittels der selben Unterlagen erneut vor. Daran ist a priori auch nichts auszusetzen, jedoch ist diese im höchsten Maße banale Tatsache, nicht allen klar. Jeder Professor und mit ihm jedes Institut sollte eigenverantwortlich handeln und die Studierenden, wegen denen all unsere Universitäten überhaupt existieren, stärker in Prozesse eingebunden werden. Selbstverantwortung für Institute, Selbstverantwortung für Lehrende, Selbstverantwortung für Studenten. Das generalistische Architekturstudium lebt von der Persönlichkeitsentfaltung seiner Studenten und muss diese im höchsten Maße fördern. Womit wir wieder beim selber Denken wären. Es ist inakzeptabel, durchschnittliche Leistungen als Maßstab anzulegen, anstatt alle an den Besten zu messen. Oft wird Motivation und der Wille zur Selbstständigkeit unzureichend gefördert, aus dem Irrglauben, man könne es nur allen recht machen – und das scheint einer der wichtigsten Grundsätze unserer Zeit zu sein – wenn man keinen zu sehr lobt und auch niemanden durchfallen lässt. Schalten wir alle gemeinsam unsere Hirne ein, jeder für sich!

¹,³ Wolf Lotter, „Selbst-Bestimmung“, brand eins 10 (2011): 62.

² vgl.: „Das Master-Desaster“ ZDF log in. ZDF mediathek, 13. April 2011 http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1308840/ZDF-log-in-komplett-Das-Master-Desaster#/beitrag/video/1308840/ZDF-log-in-komplett-Das-Master-Desaster, Zugriff am 5. Oktober 2011.

⁴ Christian Scholz. „Generation Bologna: Belogen und bestohlen!“. Der Standard, 11. Juni, 2010 http://derstandard.at/1276043673065/Kommentar-der-anderen-Generation-Bologna-Belogen-und-bestohlen?_seite=2&sap=2#forumstart, Zugriff am 4. Oktober 2011.

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Die Universität in der neoliberalen Welt


Die Selbstregulierung des Marktes und der Rückzug der öffentlichen Hand aus vielen Bereichen der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung, sowie der Druck der privaten und multinationalen Konzerne, unter deren Einfluss die Politik ihre Entscheidungen trifft, hat wohl auch in Österreich ihre Spuren hinterlassen. Die große Privatisierungswelle vieler Unternehmen in den letzten 20 Jahren, greift nun auch auf das Bildungswesen über. Allen voran die USA und im Schlepptau Großbritannien und Asien strukturierten ihre Universitäten um, um sie international marktreif zu machen.

Aber was sind die Merkmale der neoliberalen Universität und wie sind die Universitäten marktreif geworden?

Die Universität verhält sich, aus neoliberaler Sicht, genauso wie eine private Firma, ein Unternehmen, dessen oberste Priorität es ist Kapital anzuhäufen und ihre Produkte und Dienstleistungen einem möglichst breiten Markt zur Verfügung zu stellen. Dabei muss sie natürlich effizienter agieren als die Konkurrenz. So sind auch Unis, ob nun privat oder öffentlich, Unternehmen, welche Wissen schaffen und dieses im stetigen Wettbewerb an den Mann (Studenten) bzw. Kunden bringen müssen. Alex Callinicos schreibt in seinem Text über die Universität in der neoliberalen Welt: „… governments must slavishly follow the whims of big business“¹

Demnach involviert Wettbewerb Gewinner und Verlierer, nicht jede Uni kann die Beste sein. Für den Verlierer bedeutet dies nicht gleich sein Institut zu schließen, aber eine Aufteilung von deutlich weniger Kapital an eine größere Menge von Angestellten und Studenten. Was zur Folge hat, dass die Uni sich ständig mit seiner Konkurrenz auseinandersetzen muss. „Wie produktiv und wettbewerbsfähig bin ich im Vergleich mit diesem oder jenem?“, lautet wohl einer der Leitsätze.

Das Management einer Hochschulunternehmung muss also Wege finden, wie sie billig ein Produkt oder eine Dienstleistung anbieten kann um einen höchstmöglichen Output dafür zu bekommen. Im Klartext heißt das: „.. teach a growing number of students and perform increasingly vital resarch as cheaply as possible.“²

Eine Universität muss neues Wissen und Technologien entwickeln und diese dann auch so schnell wie möglich vermarkten um im Wettbewerb zu bestehen. Demnach gibt es auch bei uns an der TU Graz Forschungskooperationen mit anderen Universitäten, die damit klar und offen arbeiten. Oder auch Spin-off Unternehmen, die das produzierte Wissen am freien Markt verkaufen. „Universities should become not just centres of teaching and research but hubs for innovation networks in local economies, helping to spin off companies for universities, for example. Universities should be the open-cast mines of the knowledge economy“.³ Es geht also um den „resarch output“ einer Universität. Dafür wurden internationale „performance indicators“ entwickelt, die Aussagen über eine gute und schlechte Uni machen soll. Das internationale Ranking wird natürlich angeführt von den neoliberalsten Universitäten der USA.

Die Universitäten müssen so günstig wie möglich größer werden, um die enorme Masse an Studenten aufnehmen zu können. Damit nicht genug, muss sie auch im internationalem Wettbewerb bestehen und besseren Wissensoutput liefern. Gleichzeitig steigt die Studentenzahl an den Universitäten ungleich proportional zur Geldmenge, die aus öffentlicher Hand zur Verfügung steht. – Wie soll jedem einzelnen noch qualitativ hochwertiges Wissen vermittelt werden, wenn der Fokus der Unis wo anders liegt? – Oft werden Akademiker nur noch angestellt, um schnell Wissen zu produzieren und zu publizieren, der output wird dabei als qualitativer Messwert behandelt. Dafür wurde das weit bekannte „peer review“ eingeführt, d.h. eine große Zahl anonymer Akademiker aus dem selben oder ähnlichen akademischen Feld bewertet die Arbeit bevor sie publiziert wird. Damit sich die hoch angesehenen Professoren und Wissenschaftler darauf konzentrieren können, stellen sie ihre Lehrtätigkeit hintan und überlassen sie meist „billigeren“ Assistenten. So Callinicos: „Academics try to „buy themselves out“ of the heavy burden of teaching and administration by winning research grants. When they are successful, their teaching will be taken on by a teamporary replacement or buy a postgraduate teaching assistant.“⁴ Diese Professoren (meist internationale) bekommen natürlich ein überdurchschnittlich hohes Einkommen und müssen nicht Unterrichten oder sich mit lästiger Administration herumschlagen.

Administration

Große Entscheidungen werden nur mehr von Topmanagern oder exklusiven, universitären Gremien gefällt. Die breite Masse der Studenten bzw. Angestellten haben kaum Mitspracherecht und müssen die Änderungen Stück für Stück schlucken. „The logic of competition implies centralised management. Getting rid of uncompetitive departments and staff and demanding higher productivity from the rest can’t easily be done by democratic debate and decision-making. Power needs to be concentrated in the hands of top managers who are suitably rewarded for enforcing the necassary policies on the workforce.“⁵ Entscheidungen werden also meist auf der Basis von wirtschaftlichen Faktoren getroffen und nicht aufgrund intellektueller Werte! Die Macht der Universität ist konzentriert in einem Manager (Rektor) er entscheidet über Leben und Tod einer Person bzw. eines Institutes, einer Fakultät oder sonstigen universitären Einrichtung.

Im Druck des internationalen Wettbewerbs hatte dies auch Auswirkungen auf die soziale Marktwirtschaft Österreichs und so auch auf die Universitäten des Landes.

Die schlechte Qualität der Bildung

Der Student als Konsument von Wissen

Das Leben des Studenten, Wege und Voraussetzungen zum Wissenskonsum

Das geänderte Bild des Studenten in der neoliberalen Universität

„the burden of teaching“

„pursuing ‘knowledge for its own sake’ as the core activity of staff … students have been downgraded in favour of education for business needs; and staff pay […] and studying conditions and finance for students have all been under attack.“⁶

Gott sei Dank hat die aktuelle Regierung die Studiengebühren abgeschafft, die Frage ist nur: Wie lange die Universitäten ohne weitere Finanzspritzen auskommen können? Eines ist fix: Die Staatskassen sind leer. Die Studentenzahl steigt. Die Investoren aus dem privaten Sektor bleiben großteils aus und wenn sie zahlen, verfolgen sie sowieso nur eigene Interessen, bei Investitionen an der Universität zum Beispiel für ein spezifisches Forschungsprojekt. Spenden aus privater Hand an öffentliche Hochschulen sind bei uns rar.

Demnach müssen auch bald in Österreich die Studenten für höhere Bildung zahlen. Allen einen gleichen sowie fairen Zugang zur Universität zu ermöglichen, ist dann nicht mehr möglich. Jedoch versucht der noch vorhandene Sozialstaat dabei einzugreifen, aber bei weitem nicht jeder bekommt die Studiengebühren erstattet. Mit und ohne Studiengebühren, müssen viele Studenten einer teilweisen Erwerbstätigkeit nachgehen um ihr Studium und Leben finanzieren zu können. Deswegen braucht der Eine oder Andere oft auch länger und da er sich nicht voll auf das Studium konzentrieren kann, hat dies auch Auswirkung auf die Qualität. Viele machen nur das nötigste und das sogar schlecht. Um sich eingehend mit seinem Studium und damit verbundenen Themen beschäftigen zu können braucht es die volle Zeit des Studierens.

Das Bild der Universität ist heutzutage oft jenes, dass es nur darum geht brav willige Arbeiter am Fließband zu produzieren, die auch nach ihrem Studium weiter folgsam billig Güter und teure Bildung konsumieren. Zum Beispiel die Institution Lifelong Learning. Nicht auch eine Ausgeburt des neoliberalen Bildungswesen?

Es stellt sich vielen die Frage, warum man überhaupt noch studieren soll. Um bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu haben? Um später viel zu Verdienen? Um philosophisch, sozial oder wirtschaftlich einen erweiterten Blickwinkel für sein Leben zu erhalten und für die Gesellschaft verantwortlich zu handeln? Wohl kaum! Die meisten hoffen zwar darauf, aber die Realität sieht meist anders aus. Eine Hand voll wird sehr wohl in lukrativen Entscheidungspositionen ihren Platz finden. Aber die Masse sicher nicht!

Bei den Studentenprotesten der letzten Zeit fällt auf, dass oft nur gegen Einzelaspekte rebelliert wird, aber in Wirklichkeit das Problem viel höher liegt. Nämlich am System der neoliberalen Universität.

Also lasst uns gemeinsam für eine bessere Zukunft kämpfen, damit wir alle das gleiche Recht auf hochwertige Bildung erhalten. Entscheidungsprozesse im Bereich der Uni müssen demokratisiert werden, damit wir alle gemeinsam, Lehrende und Studierende, daran gestalten können.

¹ Alex Callinicos, Universities in a neoliberal World (London: Bookmarks Publications, 2006), 15.

² Alex Callinicos, 11.

³ C Leadbeater, Living on thin air (Penguin Books Ltd., 2000), 114.

⁴ Alex Callinicos, 18.

⁵ Alex Callinicos, 21.

⁶ Glenn Rikowski, Review on: Universities in a neoliberal world, http://www.flowideas.co.uk

http://www.flowideas.co.uk/?page=articles&sub=Universities%20in%20a%20Neoliberal%20World, zugriff am 02.10.2011

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